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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Zur stationären Versorgung von Jugendlichen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Peter Peschel - TU Dresden, Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden, Deutschland
  • author Joachim Kugler - TU Dresden, Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf256

doi: 10.3205/11dkvf256, urn:nbn:de:0183-11dkvf2565

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Peschel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Jugendlichen (12–17 J.) in Deutschland stellen laut einer Vielzahl von Studien die gesündeste Altersgruppe dar. Dennoch wird diese Lebensphase als wichtig angesehen, da hier entscheidende Weichen für die Erwachsenenphase gestellt werden. Im Bedarfsfall ist nach inhaltlicher Definition die Kinder- und Jugendmedizin die am besten geeignete Fachrichtung. Gibt es diesbezüglich Hinweise in der Krankenhausdiagnosestatistik auf Unter-, Über- oder Fehlversorgung bei Jugendlichen? Da mittlerweile deutliche regionale Unterschiede in Deutschland bekannt sind, beschränkt sich diese Analyse vorerst auf einen Vergleich von Sachsen und Rheinland-Pfalz.

Material und Methoden: Ausgewertet wurde die Krankenhausdiagnosestatistik des FDZ (2000–07). Es erfolgte ein Vergleich zwischen Kinder- und Jugendmedizinischen (KJM) und „Erwachsenenmedizinischen“ (EM) Abteilungen. Dabei wurden vorrangig Behandlungshäufigkeiten und Verweildauerunterschiede betrachtet. Dies geschah vor dem Hintergrund abgebauter Bettenkapazitäten und unterschiedlicher Nutzungsgrade (Bettenauslastung).

Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf hin, das Jugendliche sehr häufig auf EM-Abteilungen behandelt wurden, in Sachsen ca. die Hälfte, in Rheinland-Pfalz ca. zwei Drittel der Jugendlichen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Behandlung mit Operationen. Der Nutzungsgrad der aufgestellten Betten lag in beiden Bundesländern im Mittel unter 80 Prozent in allen Jahren. Für Deutschland werden Nutzungsgrade in der Kinder- und Jugendmedizin sowie in der Kinderchirurgie mit unter 75 Prozent angegeben. Die Verweildauer unterscheidet sich zwischen KJM- und EM-Abteilungen statistisch signifikant, im Mittel um 0,5 Tage. Dies gilt auch für jugendliche Fälle, welche operiert wurden. Der Anteil jugendlicher Fälle mit Operationen liegt in beiden Bundesländern etwas über einem Drittel.

Schlussfolgerung: Auf kinder- und jugendmedizinischen Abteilungen (inkl. Kinderchirurgie) sind im Jahresmittel noch deutliche Kapazitäten für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen vorhanden. Es scheint daher nach den vorgestellten Ergebnissen eine »Fehlversorgung« im Sinne der Selbstdefinition der kinder- und jugendmedizinischen Gesellschaften zu geben. Jugendliche werden noch zum überwiegenden Anteil auf Erwachsenenabteilungen behandelt, unabhängig davon ob sie während ihres Krankenhausaufenthaltes operiert wurden oder nicht. Dies geschieht, obwohl nach den Daten zum Nutzungrad noch Kapazitäten für die Aufnahme von Jugendlichen auf kinder- und jugendmedizinische Abteilungen vorhanden war. Die Verweildauerunterschiede sind zwar statistisch signifikant, scheinen jedoch erst ab 2 Tagen klinisch relevant zu werden. Auch die Verweildauer bei Fällen mit Operationen unterscheidet sich statistisch signifikant. Der als gering eingeschätzte Unterschied scheint kein Hinweis auf qualitative Unterschiede zwischen der KJM und EM bzgl. der Versorgung von Jugendlichen zu sein. Ob Jugendliche zukünftig stationär vorrangig nur auf KJM-Abteilungen behandelt werden sollten, könnte mithilfe weiterer Analysen von Qualitätsparametern beantwortet werden. Auch Sekundärdaten wie die DRG-Statistik in Kombination mit Patientenbefragungen können wichtige Hinweise liefern.