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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Zur Identifikation potentiell inadäquater Medikationen (PIM): ein Vergleich der Bewertung nach Beers-Kriterien und nach der PRISCUS-Liste in einem Sample hausärztlicher Verordnungen bei älteren Patienten mit Multimedikation

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Martin Beyer - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt/M., Deutschland
  • author Ganso Matthias - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt/M., Deutschland
  • author Muth Christiane - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt/M., Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf255

doi: 10.3205/11dkvf255, urn:nbn:de:0183-11dkvf2551

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Beyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Identifikation potentiell inadäquater Medikationen (PIM) bereitet insbesondere bei Patienten mit Multimedikation in der hausärztlichen Versorgung immer noch Probleme. In einer Querschnittstudie hatten wir gezeigt, dass der Anteil von PIMs (unter Zugrundelegung von Kriterien der verschiedenen Fortentwicklungen der Beers-Liste) deutlich geringer gegenüber einer nur schematischen Identifikation von PIMs nach Wirkstoffgruppen ist, wenn die einzelne PIM nach Dosierung, Indikation und Galenik präzise validiert wird. Statt einer Häufigkeit von (roh) 4,5% der Verordnungen, die 32% der Patienten betroffen hätten, fanden wir nach Validierung eine Häufigkeit von 3,0% (bei 23,1% der Patienten). Nachdem nunmehr im Jahre 2010 die auf den deutschen Marktgegebenheiten beruhende und neu konsentierte PRISCUS-Liste erschienen ist, interessierte es, welche Übereinstimmung es in einem Sample hausärztlicher Verordnungen bei Multimedikation zwischen den älteren und den PRISCUS-Kriterien gab, ob bisherige Unschärfebereiche (in denen die individuelle Validierung abweichende Bewertungen ergab) besser dargestellt werden können, und ob sich nach den Kriterien der PRISCUS-Liste veränderte problematische Indikationsbereiche und Wirkstoffe ergeben.

Material und Methoden: In der Basisstudie wurden in 17 hausärztlichen Praxen ältere Patienten mit Multimedikation (≥65 J., ≥3 Dauerdiagnosen, ≥5 Dauermedikationen) identifiziert und maximal 10 zufällig ausgewählte Patienten dieser Gruppe eingeschlossen. Für insgesamt 153 Studienteilnehmer konnte die vollständige Medikation (1.427 unterschiedliche Wirkstoffverordnungen) nach Praxisdokumentation sowie in einem Probandeninterview erhoben werden. Die Auswertung mit einem elektronischen Abfragetool (für die Rohidentifikation) und die anschließende manuelle Validierung nach den genauen Dosis-, Indikations- und galenischen Kriterien der Beers-Liste ergab das obengenannte Ergebnis. Die Bewertung der Medikationen nach den Kriterien der Beers-Liste durch zwei Reviewer ist derzeit noch im Gange und wird zum Kongress ausgewertet vorliegen.

Ergebnisse: Wir erwarten neben einer präziseren Bestimmung von PIM durch eine Liste, die an den deutschen Arzneimittelmarkt angepasst ist, eine bessere Identifikation von PIMs, weil Wirkstoffgruppen, deren negative Nutzen-/Schadens-Relation in den Beers-Listen nur unzureichend begründet waren, in der PRISCUS-Liste ausgeschlossen wurden. Wir hoffen außerdem, dass sich diese Liste besser auf die Daten anwenden läßt, weil Ausschlüsse nur einzelner galenischer Formen oder bestimmter Dosierungen vereinfacht sind. Da in der PRISCUS-Liste auch neue Indikationsgruppen problematisiert werden, wird sich eine Verschiebung bei den Indikationen von PIMs ergeben.

Schlussfolgerung: Da die PRISCUS-Liste von vornherein auf eine kontinuierliche Fortentwicklung angelegt ist, ergeben sich bei der Anwendung auf ein gut dokumentiertes Sample hausärztlicher Verordnungen neue Gesichtspunkte für die Formulierung der Kriterien der Liste.


Literatur

1.
Ganso M, Muth C, Erler A, Beyer M. Zur Sensitivitätsanalyse der Beers-Kriterien bei älteren, multimorbiden Patienten mit Polypharmakotherapie. Vortr. Interner Workshop der GAA, Frankfurt, 13. März 2008
2.
Muth C, Zint C, Ganso M, Beyer M, Saal K, Gerlach FM, Haefeli WE. Häufigkeit unangemessener Verordnungen aufgrund nicht-beachteter Kontraindikationen – eine Querschnittstudie an hausärztlich versorgten älteren multimorbiden Patienten mit Multimedikation. 15. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie. Bonn, 20.-21.11.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08gaa07. Available from: http://www.egms.de/de/meetings/gaa2008/08gaa07.shtml Externer Link