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Längsschnittlicher Vergleich der Brustkrebsversorgung zwischen Marburg-Biedenkopf (1996–97, 2003–04), Oberpfalz (1995–2004) und USA (1990–2002) mittels des relativen Überlebens
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2011 |
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Hintergrund: In der Brustkrebsversorgung gilt es, erkrankte Frauen in möglichst frühen Krankheitsstadien zu erkennen und zu behandeln. Um eine Versorgungsverbesserung zu erreichen wurde die erste S3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“ 2000–2003 entwickelt. Sie beschreibt eine evidenz- und konsensusbasierte qualitätsgesicherte Diagnosekette zur sektorübergreifenden Versorgung. Die S3-Leitlinie zur „Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau“ lag 2004 vor. Ziel dieses Beitrags ist ein längsschnittlicher Kohortenvergleich zwischen den Regionen Marburg-Biedenkopf, Oberpfalz und siebzehn Bundesstaaten der USA (SEER17) hinsichtlich der Stadienverteilungen und des relativen 5-Jahres-Überleben nach Erstdiagnose zur S3-Leitlinienimplementierung vor Einführung des qualitätsgesicherten Mammographie-Screenings.
Material und Methoden: Aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf wurden N=266 (1996–97) und N=311 (2003–04) primär therapierte Brustkrebspatientinnen in den drei regionalen Krankenhäusern erfasst. Das Follow-Up erfolgte über die Einwohnermeldeämter im vierten Quartal 2008 (N=17 Drop Outs). Aus der Oberpfalz gingen zwischen N=482 (1995) und N=785 (2004) insgesamt N=5.988 primär therapierte Brustkrebspatientinnen ein. Der Vitalsstatus-Abgleich mit den Einwohnermeldeämtern erfolgte zur Jahresmitte 2010. Aus den USA sind die Daten dem Surveillance, Epidemiology, and End Results für 17 Staaten (SEER17) insgesamt N=317.252 zwischen den Jahren 1990–2002 entnommen. Der Vitalsstatusabgleich erfolgte über das National Vitalstatistics System des Centers for Disease Control and Prevention. Deskriptive Statistiken bezogen sich auf die relativen Stadienverteilungen in der jeweiligen Fassung (UICC 5 bis 2002, UICC 6 ab 2003). Die Berechnung der relativen Überlebensmaße basieren auf der Methode nach Hakkulinen (1982) und den alters- sowie geschlechtsspezifischen Sterbetafeln der Human Mortality Database (HMD).
Ergebnisse: Die stadienspezifischen und jahresaggregierten relativen 5-Jahres Überlebensverhältnissen ab Erstdiagnose der drei Kohorten werden vergleichend dargestellt. Im internationalen Vergleich wurden in Deutschland in den 1990er Jahren weniger Patientinnen in frühen Stadien diagnostiziert und erklären somit die niedrigeren Überlebensraten im Vergleich. Im weiteren Verlauf stieg das relative 5-Jahres Überleben unter Etablierung der S3-Leitlinien an und weist eine konvergierende Tendenz an das amerikanische Versorgungsniveau aus.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen relevante Stadienverschiebungen bereits mit der Etablierung der sektorübergreifenden S3-Leitlinie Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland an, bevor die Einführung des flächendeckenden qualitätsgesicherten Mammographie-Screenings erfolgte. Die Implementierung der S3-Leitlinien geht mit Verbesserungen im relativen 5-Jahres Überleben für Brustkrebspatientinnen in Deutschland einher. Weitere Verbesserungen in der Brustkrebsversorgung in Deutschland können ab 2010 nach flächendeckender Implementierung des qualitätsgesicherten Mammographie-Screening Programms erwartet werden.