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Innovative Konzepte zur Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung im ländlichen Raum: Modellprojekt „Zentrales Gesundheitshaus Woldegk“
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2011 |
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Hintergrund: In den 11 Gemeinden des Nahbereiches Woldegk (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) lebten am 31.12.2009 insgesamt 8.825 Personen. Die Einwohnerdichte von 25,6 Einw./km² ist eine der niedrigsten in Deutschland.
Im Nahbereich Woldegk besteht Unterversorgung sowohl im hausärztlichen als auch im fachärztlichen Bereich. In der Stadt Woldegk soll deshalb das erste zentrale Gesundheitshaus in Mecklenburg-Vorpommern entstehen. Aus einer umfassenden Analyse der aktuellen Versorgungssituation wurden Eckpunkte für die Konzeptentwicklung des zentralen Gesundheitshauses abgeleitet.
Material und Methoden: Für die Analyse wurden Bevölkerungsdaten für die einzelnen Ortsteile im Nahbereich für den Zeitraum 2011-2020 hochgerechnet. Anhand der Ergebnisse zur Prävalenz ausgewählter Erkrankungen und der Inanspruchnahme von Haus- und Fachärzten aus der Study of Health in Pomerania (SHIP-1) erfolgte eine Prognose der Patientenzahlen und Versorgungsbedarfe an Haus- und Fachärzten im Nahbereich bis 2020. Der geplante Standort des Gesundheitshauses wurde hinsichtlich seiner Erreichbarkeit mit dem (1) Pkw und (2) ÖPNV mit Hilfe eines Geoinformationssystems untersucht. Zusätzlich erfolgte in den 5 Haus- und Facharztpraxen (davon 1 Zweigpraxis) eine standardisierte Befragung von Patienten zur aktuellen Versorgungssituation. Die ansässigen Haus- und Fachärzte sowie weitere Leistungserbringer des Gesundheitswesens in Woldegk wurden qualitativ interviewt.
Ergebnisse: Wichtigstes Ziel ist die Einrichtung mindestens einer Hausarztpraxis im Gesundheitshaus. Zweiter Stützpfeiler des Gesundheitshauses ist die Einrichtung von Praxisräumen, die abwechselnd für die Sprechstunden verschiedener Fachärzte genutzt werden können (z. B. Psychotherapeut: 2 Tage/Woche, Gynäkologe: 1,5 Tage, x). Fachärzte aus ambulanten Praxen bzw. Krankenhäusern aus der Region haben eine Teilzeittätigkeit im Gesundheitshaus zugesagt. Das Angebot soll durch weitere Leistungserbringer erweitert werden: Sozialpsychiatrischer Dienst, Pflegestützpunkt, Physiotherapiepraxis oder Pflegedienst. Der Einsatz von innovativen Konzepten wie Delegation von Hausbesuchen an AGnES-Fachkräfte oder der Einsatz von telemedizinischen Funktionalitäten ist geplant.
Infrastruktur (z. B. Räumlichkeiten, telemedizinische Geräte) und personelle Ressourcen (z. B. medizinische Fachangestellte, Koordinator) werden durch die verschiedenen Leistungserbringer genutzt.
Zentrale Aufgaben umfassen: die Koordination von Terminen und dem Patiententransport zu Fachärzten, die aufgrund ihrer geringeren Inanspruchnahme nicht im Gesundheitshaus tätig sind, der gemeinsame Einkauf und die gemeinsame Nutzung von Dienstleistungen wie z.B. Transport von Proben zur Laboranalyse.
Schlussfolgerung: Durch die Zusammenarbeit ambulanter und stationärer Leistungserbringer im Gesundheitswesen konnte ein attraktives und innovatives Angebot für die Sicherung der ambulanten Versorgung im ländlichen Raum geschaffen werden. Weiterhin kann ein zentrales Gesundheitshaus die Attraktivität einer Niederlassung von Hausärzten in peripheren Regionen fördern. Als Träger kommen die kassenärztliche Vereinigung, die Stadt Woldegk oder regionale Krankenhäuser in Frage.