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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Häufigkeit der Diagnose „Depressive Episode“ in Hausarzt- und Nervenarztpraxen im Zeitverlauf

Meeting Abstract

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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf112

doi: 10.3205/11dkvf112, urn:nbn:de:0183-11dkvf1125

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Heuer.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Patienten-Arzt-Panel zur Morbiditätsanalyse (ZI-ADT-Panel) des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung erlaubt eine längsschnittliche Darstellung der Häufigkeit in Hausarzt- und Nervenarztpraxen behandelter depressiver Episoden.

Methoden: Dazu werden alle Behandlungsfälle von Patienten allgemeinärztlicher, hausärztlich-internistischer und nervenärztlicher Praxen mit der Diagnose „Depressive Episode“ (F32) aus dem ZI-ADT-Panel der Jahre 2000 bis 2009 ausgewählt. Die Behandlungsfälle werden je Jahr sowohl fall- als auch patientenbezogen aufbereitet. Patienten werden durch die Kombination aus pseudonymisierter Arztnummer und im Panel gebildeter Versichertenidentifikation erkannt.

Für die vorliegende Analyse werden geschlechtsbezogen drei Altersgruppen bis 24, 25–64, ab 65 Jahre gebildet.

Lediglich fachgruppenbezogene Aussagen werden in der geschichteten Stichprobe des ADT-Panels dargestellt. Ein Vergleich zur Morbiditätsstatistik der KV Nordrhein als Grundgesamtheit des Panels wird für die jeweils ersten Quartale ab 2006 je Fachgruppe auf Ebene dreistelliger ICD-10-Schlüsselnummern durchgeführt.

Ergebnisse: Bezogen auf das jeweils erste Quartal der Jahre 2006 bis 2010 steigt der Anteil depressiver Episoden bei den Fällen aller ausgewählten Fachgruppen sowohl im Panel wie auch in der gesamten KV Nordrhein in annähernd gleichem Maß. Bei Nervenärzten war es die Diagnose mit dem stärksten Anstieg in diesem Zeitraum. Depressive Episoden rangieren jeweils unter den zehn häufigsten Diagnosen (ICD-10-Dreisteller). Bei Nervenarztpatienten ist es die häufigste Diagnose. Die Stichprobe des ADT-Panels repräsentiert diesbezüglich die Grundgesamtheit gut,

Die ausgewählten Diagnosen werden bei weiblichen Patienten deutlich häufiger diagnostiziert als bei männlichen Patienten. Die anteilige Häufigkeit sonstiger und nicht näher bezeichneter depressiver Episoden nach endstelligen ICD-10-Schlüsselnummern ist bei Allgemeinarztpatienten und Patienten hausärztlicher Internisten sowohl bei männlichen wie weiblichen Patienten im Lauf des Untersuchungszeitraums angestiegen.

Sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Nervenarztpatienten zeigen sich im Vergleich aller endstelligen ICD-10-Schlüsselnummern zu F32 im Verlauf des Untersuchungszeitraums folgende Entwicklungstrends: Die Häufigkeiten von F32.0 (Leichte depressive Episoden), von F32.8 (Sonstige depressive Episoden) und F32.9 (Depressive Episode, nicht näher bezeichnet) weisen rückläufige Tendenzen auf. Auffälligkeiten von F32.1 (Mittelgradige depressive Episode) und F32.2 (Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome) sowie von F32.3 (Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen) nehmen zu; diese sind für die Patienten im Alter von 25 bis 64 Jahren besonders ausgeprägt.

Während das mittlere Alter der Patienten von Allgemeinärzten, hausärztlichen Internisten und Nervenärzten ansteigt, ist das mittlere Alter der Teilgruppe von Nervenarztpatienten mit mittelgradigen depressiven Episoden rückläufig.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Insbesondere in Allgemeinarztpraxen und bei hausärztlichen Internisten werden depressive Störungen nicht nach Schweregrad differenziert, sondern überwiegend unspezifische als „nicht näher bezeichnet“ oder „sonstige depressive Störungen“ diagnostiziert. Nervenärzte dokumentieren depressive Episoden spezifischer. Dieser Unterschied nimmt im Lauf des zehnjährigen Untersuchungszeitraums zu.