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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Betriebliches Gesundheitsmanagement als Bestandteil der Gesundheitsförderung von Arbeitnehmern – eine Analyse des Stellenwertes aus der Perspektive der 30 DAX-Unternehmen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Anne Prenzler - Leibniz Universität Hannover, Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie, Hannover, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf031

doi: 10.3205/11dkvf031, urn:nbn:de:0183-11dkvf0312

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Prenzler.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der deutsche Arbeitsmarkt steht aufgrund des demographischen Wandels und des resultierenden Fachkräftemangels vor großen Herausforderungen. Das größte Potential, um diesem Mangel zu begegnen, liegt gemäß eines Berichtes der Bundesagentur für Arbeit, welcher Anfang 2011 veröffentlicht wurde, in der Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Personen über 55 Jahren. Besondere Bedeutung habe hierbei das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), da mehr als 25% aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben ausscheidet. Im Fokus stehen hier neben Erkrankungen des Bewegungsapparates psychische Belastungen im Arbeitsalltag. Insgesamt wird den Unternehmen hiermit eine wichtige Rolle in der gesundheitlichen Prävention und Versorgung von Arbeitnehmern zugesprochen. Ziel dieser Studie ist es daher, den aktuellen Stellenwert des BGM für die 30 DAX-Unternehmen abzuschätzen.

Material und Methoden: Die Geschäftsberichte des Jahres 2010, die allgemeinen Internetseiten und Karrierewebseiten sowie spezielle Berichte (z.B. Nachhaltigkeitsberichte) der 30 DAX-Konzerne wurden systematisch durchsucht und Angaben zum BGM (Beweggründe, konkrete Angebote, Maßnahmen etc.) dokumentiert. Zudem wurden Eigenschaften der Firmen (Art des Gewerbe, Mitarbeiteranzahl, Alter der Belegschaft, Betriebszugehörigkeit etc.) erfasst, um Zusammenhänge zu identifizieren. Die Untersuchung fand im Zeitraum April / Mai 2011 statt.

Ergebnisse: Ausgewählte Ergebnisse: Insgesamt ist das Bild sehr heterogen. Einige Konzerne haben ihre Programme zum BGM sehr präsent platziert (z.B. Kali&Salz, Deutsche Post) – bei anderen wie Fresenius oder Linde sind kaum Informationen verfügbar. Als Gründe für ein BGM wird der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit aufgeführt (70%). Je die Hälfte der Firmen nennen desweiteren den demographischen Wandel sowie Motivation/Wohlfühlen der Mitarbeiter. Als konkrete Maßnahmen führen 70% Sport- und Fitnessangebote an. Je 50% werben mit regelmäßigen Vorsorgeprogrammen, Ergonomie-/Rückenschulungen sowie Ernährungsberatungen. 18 Konzerne führen Programme zum Thema Entspannung / Stressbewältigung an. Suchtpräventionsprogramme werden nur bei acht Firmen erwähnt. Die Gründe und Maßnahmen stimmen in den Berichten und Internetseiten selten überein, welches in der Masse nicht für eine einheitliche und systematische Unternehmensstrategie spricht. Die mehrheitliche Darstellung des BGM auf den Internetseiten in der Rubrik „(Soziale) Verantwortung“ deutet darauf hin, dass BGM vor allem als ein Instrument zur Imageverbesserung angesehen. Klare Zusammenhänge zwischen Firmen-Eigenschaften und BGM-Engagement sind nicht erkennbar, die Dauer der Betriebszugehörigkeit scheint jedoch einen positiven Einfluss zu haben. Nur noch sieben DAX-Firmen arbeiten mit einer geschlossenen BKK zusammen; individuelle Versorgungskonzepte einer Kasse, die speziell auf die Bedürfnisse einer Firma zugeschnitten sind, werden durch die weitere Fusionswelle an Bedeutung verlieren.

Schlussfolgerung: Präventions- und Versorgungskonzepte innerhalb der Unternehmen werden aufgrund des demographischen Wandels zu einem wichtigen Bestandteil der Gesundheitsförderung werden (müssen). Die Ergebnisse dieser Studie deuten jedoch darauf hin, dass die Unternehmen diese Bedeutung bislang unterschiedlich wahrnehmen. Es muss daher diskutiert werden, ob es ausreichend ist, den Betrieben die unternehmerischen Vorteile eines systematischen und nachhaltigen BGM zu verdeutlichen oder den Firmen weitere Anreize zur Intensivierung ihres BGM gegeben werden müssen.