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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Arzneimittelversorgungsmanagement der Techniker Krankenkasse

Meeting Abstract

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf017

doi: 10.3205/11dkvf017, urn:nbn:de:0183-11dkvf0176

Veröffentlicht: 12. Oktober 2011

© 2011 Steimle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Arzneimitteltherapie gehört zu den effektivsten therapeutischen Maßnahmen, die aber auch mit hohen Kosten verbunden ist. Im Jahr 2010 gab die Techniker Krankenkasse (TK) über 2,5 Mrd. Euro für Arzneimittel aus. Dabei fiel die Steigerungsrate mit 1,6% je Versicherten deutlich niedriger aus als im Vorjahr (7,6% vs. 1,6%). Diese Veränderung ist sowohl durch gesetzliche Vorgaben als auch durch konsequentes Kostenmanagement seitens der TK begründet. Allein durch die Umsetzung von Rabattverträgen wurden im Jahr 2010 mehr als 100 Millionen Euro gespart.

Die hohen Arzneimittelkosten können durch den Therapieerfolg gerechtfertigt werden. Voraussetzung für diesen Therapieerfolg ist vor allem die sichere und vorschriftsmäßige Arzneimittelanwendung durch den Patienten. Die Umsetzung eines Arzneimittelversorgungsmanagements ist dementsprechend für die Verbesserung der Arzneimitteltherapie unabdingbar.

Material und Methoden: Die TK verfügt über wertvolle Routinedaten, die dazu genutzt werden können, sowohl medizinische Beratungsangebote anzubieten als auch eine kosteneffiziente und sichere Arzneimitteltherapie zu fördern. Hierbei verfolgt die TK unterschiedliche Ansatzpunkte und unterstützt Ärzte, Apotheker und Patienten hinsichtlich der Arzneimittelauswahl, -abgabe und -anwendung. Ärzte erhalten über den TK-Arzneimittelverordnungsreport (TK-AVR) Hinweise zur wirtschaftlichen Verordnungsweise mit dem Ziel der Effizienzsteigerung. Apotheker können Informationsmaterial der TK für die Arzneimittelberatung nutzen. Für Versicherte bietet die TK seit 2003 eine patientenindividuelle Verordnungsübersicht an, die inzwischen von mehr als 250.000 Versicherten genutzt wird. Anhand der Auflistung der Arzneiverordnungen der letzten Jahre können sich die Patienten in ausgewählten Apotheken beraten lassen - zur Steigerung der eigenen Kompetenz. Seit Anfang 2011 erhalten Versicherte zusätzlich Hinweise zu potenziell ungeeigneten Medikamenten für Ältere auf Basis der Priscus-Liste. Alle Maßnahmen sind geeignet, Lösungen für arzneimittelbedingte Probleme zu finden.

Ergebnisse: Über den TK-AVR, der dem einzelnen Arzt eine Übersicht über seine Verordnungspraxis gibt, werden Ärzte bei der effizienten Arzneimittelverordnung unterstützt. Ergänzend enthält der TK-AVR pharmaunabhängige Informationen. Anhand einer Routinedatenanalyse konnte nachgewiesen werden, dass Ärzte, die den TK-AVR beziehen, weniger Me-too-Präparate verordnen und schneller auf generische Produkte umstellen. Eine Befragung von mehr als 300 Ärzten im Februar 2011 ergab, dass Ärzte den TK-AVR überwiegend positiv beurteilen und ihn als praxisrelevant und glaubwürdig einstufen. Die befragten Ärzte wünschen sich zudem eine Darstellung klinisch relevanter Interaktionen, eine Übersicht verordneter Priscus-Arzneimittel sowie ein Adherence-Reporting.

Schlussfolgerung: Routinedatenanalysen ermöglichen die Identifikation relevanter Handlungsfelder, wodurch es Krankenkassen ermöglicht wird, einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimitteltherapie und Kostenreduktion zu leisten. Denn Krankenkassen haben die Aufgabe, die Patienten über die Arzneimitteltherapie zu informieren um die Patientenkompetenz zu steigern. Die patientenindividuelle Analyse im Hinblick auf eine mögliche Non-Adherence ist dabei ein erfolgversprechendes Handlungsfeld der Zukunft.