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Kein Unterschied in der posterioren Translation bei posteromedialen oder posterolateralen Begleitverletzungen bei HKB-Rupturen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Rupturen des hinteren Kreuzbandes (HKB) gehen häufig mit posterolateralen (PL) und posteromedialen (PM) Begleitverletzungen einher. Weder die für den Therapieentscheid wichtige Klassifikationen nach Harner oder Fanelli berücksichtigen eine Verletzung der PM-Strukturen. Ziel dieser Studie ist es deshalb HKB-Begleitverletzungen zu analysieren und eine Korrelation mit dem Grad der Instabilität herzustellen. Die Hypothese ist, dass sowohl PL- als auch PM-Begleitverletzungen zu einer signifikant höheren posterioren Instabilität führen.
Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden Patienten, die zwischen Januar 2016 und Dezember 2023 aufgrund einer HKB-Ruptur konservativ oder operativ behandelt wurden und ein MRT innerhalb der ersten 60 Tage nach Trauma erhielten, eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden alle Patienten mit zusätzlicher VKB-Verletzung, fehlender MRT-Bildgebung und atraumatische Instabilität.
Die präoperative MRT-Bildgebung wurde auf periphere Begleitverletzungen analysiert. Präoperative gehaltene Röntgenaufnahme für die hintere Schublade (HSL) in 90° Flexion mit 15 kP (Telos) wurden vermessen und die Seit-zu-Seit Differenz (SSD) berechnet. Die einfaktorielle Varianzanalyse mit Bonferroni-Korrektur wurde zur Berechnung der Mittelwertsunterschiede verwendet. Das statistische Signifikanzniveau wurde auf p <0.05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 111 Patienten mit einem mittleren Alter von 35,8 ± 15,0 Jahren (32 (28,2%) davon weiblich; mittlerer BMI: 26,0 ± 4,7 kg/m2) wurden eingeschlossen. Die Zeit von Verletzung zu MRT betrug durchschnittlich 11,5 ±13,0 Tage. 30 (27,0%) der Patienten zeigten eine knöcherne tibiale Avulsionsverletzung. Die Häufigkeit medialer Verletzungen (36,0% sMCL, 61,3% dMCL, 46,8% POL) war mit lateralen Verletzungen vergleichbar (25,2% LCL, 55,9% PLC und 14,4% Popliteussehne). Kombinierte Verletzungen der posteromedialen Ecken (PMC) (sMCL + POL) traten bei 62 Patienten (55,9%) und der posterolateralen Ecken (PLC) (M. popliteus + PLC) bei 72 (64,9%) der Patienten auf.
Die HSL war beim Vorliegen einer peripheren Begleitverletzung im Vergleich zu einer isolierten HKB-Verletzung signifikant erhöht (p< 0,001; isoliert: 6,2 ± 2,8 mm; PMC: 10,0 ± 2,4 mm; PLC: 10,1 ± 2,3 mm). Bei kombinierter Verletzung von PMC + PLC betrug die HSL 11,7 ± 2,9 mm und war nicht signifikant größer als bei einer einseitigen Läsion (p=0,47).
HKB-Verletzungen gehen in der Mehrzahl mit PM- und/oder PL-Begleitverletzungen einher. Eine HSL von >10 mm wird im gleichen Ausmaß durch PL- sowie durch PM-Begleitverletzungen verursacht. Kenntnis über die Schwere und Lokalisation der peripheren Begleitverletzungen sind daher essentiell für die therapeutische Entscheidungsfindung.