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Tibiale Press-Fit-Fixierung bei VKB-Rekonstruktion zur Reduktion von Bohrkanalerweiterungen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die Bohrkanalerweiterung (BKE) nach Ersatz des vorderen Kreuzbands (VKB) ist ein entscheidender Indikator, der für eine etwaige Revisionsoperation (RO) nach VKB-Plastik herangezogen wird. Im Falle einer RO beeinflusst die BKE maßgeblich, ob die Intervention einzeitig realisiert werden kann oder ob vorher eine Bohrkanalauffüllung durchgeführt werden muss. Ziel dieser prospektiv randomisierten Studie war es, eine Verankerungsmethode für Transplantate zu identifizieren, die eine geringere BKE aufweist und somit zu einer geringeren Komplikationsrate führt. Die tibiale Press-Fit-Fixierung wurde hierbei mit einer Interferenzschraubenfixierung hinsichtlich der BKE verglichen.
Methodik: Es wurden 36 Patient*innen mit einer VKB-Ruptur (weiblich: n=14, Alter: 28 ± 9,4 Jahre, BMI: 24,81 ± 3,8; männlich: n=22 Alter: 28 ± 5,44 Jahre, BMI: 26,44 ± 5,28) in die Studie eingeschlossen. Bei 16 Patient*innen wurde eine biodegradierbare Interferenzschraube (BioComposite Interference Screw, Arthrex GmbH) eingesetzt und bei den verbleibenden 20 Patient*innen das Press-Fit-Verfahren mit Verblockung des Transplantates mit Spongiosazylindern angewendet. Beide Verfahren erhielten eine zusätzliche tibiale Verankerung mittels einer extraartikuläre Verknotung der Haltefäden über eine Knochenbrücke (Hybridfixierung).
Mittels hochauflösender DVT-Bildgebung (SCS MedSeries® H22, Auflösung 0,2 mm) wurde die Entwicklung der BKE im Verlauf von 12 Monaten radiologisch mit hoher Strahlenhygiene untersucht (t1: unmittelbar nach Eingriff; t2: 12 Monate postoperativ). Die Volumina der Bohrkanäle wurden über die proximalen 15 mm, beginnend von der tibialen Gelenkfläche, lotrecht vermessen und eine 3D-Rekonstruktion erstellt. Diese wurde mit der Software Planmeca Romexis® ausgewertet. Die statistische Auswertung der BKE erfolgte mittels T-Test mit einem Signifikanzniveau von p<0,01.
Ergebnisse: Im Vergleich zur Schraubenfixierung lässt sich ein Jahr postoperativ eine signifikant geringere BKE beim Einsatz des Press-Fit-Verfahrens feststellen (8,82% ± 19,55% vs. 33,46% ± 20,92%, p<0,01). Auffällig war, dass beim Press-Fit-Verfahren auch eine Verkleinerung des Bohrkanals verzeichnet werden konnte (bis zu -25,13%), was auf eine zunehmende Verknöcherung hindeutet.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie betont die Vorteile des Press-Fit-Verfahrens im Vergleich zur Interferenzschraubenfixierung. Die signifikant geringere BKE und die teilweise beobachtete Verkleinerung der Bohrkanäle bei Anwendung des Press-Fit-Verfahrens deuten darauf hin, dass vermehrt ein einzeitiges Vorgehen bei etwaigen RO in Betracht gezogen werden kann. Weiteren Untersuchungen bleibt vorbehalten zu klären, ob die verbesserte knöcherne Einheilung des Transplantats insgesamt zu einer Verringerung der Gesamtzahl von RO führen wird.