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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Klinische Ergebnisse und Risiko der Konversion zur Endoprothese nach Tibiakopffraktur – eine retrospektive Analyse mit einem Follow-up von 7 bis 15 Jahren

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Resch - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Lea Faber - Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Frederik Hartz - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Philipp Zehnder - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Gregor Römmermann - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Frederik Greve - Sektion Sportorthopädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB98-2643

doi: 10.3205/24dkou595, urn:nbn:de:0183-24dkou5957

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Resch et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Tibiakopffrakturen (TKF) sind schwere intraartikuläre Verletzungen mit hohem Komplikationsrisiko und oftmals schlechten Behandlungsergebnissen. Die Entwicklung einer posttraumatischen Gonarthrose wird in bis zu 44% der Fälle beschrieben. Ziel der vorliegenden Studie war es, das klinische Langzeitergebnis von TKF zu untersuchen und die Häufigkeit von Folgeeingriffen, insbesondere den endoprothetischen Gelenkersatz, zu erfassen.

Methodik: Daten von 66 Patienten, welche im Zeitraum 2008–2016 aufgrund einer TKF in unserem universitären Traumazentrum behandelt worden waren, wurden retrospektiv ausgewertet. Den Patienten wurden kniespezifische Scores (Tegner, IKDC, KOOS) und ein standardisierter Fragebogen, welcher sämtliche Folgeeingriffe erfasste, zugesandt. Es wurde eine Überlebenszeitanalyse nach Kaplan-Meier mit dem Endpunkt Endoprothese oder gelenkerhaltender Folgeeingriff durchgeführt. Mögliche Einflussfaktoren auf das Überleben wurden mittels Cox Regression untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 45,5% der Patienten waren männlich (n=30) und 54,5% weiblich (n=36) mit einem mittleren Alter von 52,6 Jahren (25–77 Jahre) und einem mittleren BMI von 24,4 kg/m2 (17,6–36,4 kg/m2). Die Länge des Follow-up betrug 11,2 Jahre (7,3–15 Jahre). 78,8% (n=52) der Frakturen wurden als partiell intraartikulär (AO 41B) und 21,2% (n=14) als vollständig intraartikulär (AO 41C) klassifiziert. 12,1% (n=8) wurden konservativ therapiert, 77,3% (n=51) mittels winkelstabiler Plattenosteosynthese und 10,6% (n=7) mittels perkutaner Schraubenosteosynthese. In 10,6% (n=7) der Fälle wurde zur vorrübergehenden Stabilisierung ein Fixateur externe verwendet. Bei 2 Patienten (3%) wurde nach 5,7 Jahren bzw. 9,1 Jahren eine Endoprothese implantiert. Jeweils 3 Patienten (4,5%) hatten im Verlauf intraartikuläre Hyaluronsäure-Injektionen bzw. eine arthroskopische Knorpeltherapie. Es zeigte sich eine Überlebensrate von 95,5% nach 5 Jahren, 87% nach 10 Jahren und 84,5% nach 15 Jahren. Es zeigte sich ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für einen Folgeeingriff bei höherem BMI (p=,011, HR=1,21). Der Tegner Aktivitätsscore betrug 3,8±1,5 und der IKDC Score 65,4±16,3. Folgende Scores wurden in den KOOS Subskalen erreicht: „Schmerzen“ 89,6±12,9, „Symptome“ 66,6±11,5, „Aktivitäten des täglichen Lebens“ 90,9±10,6, „Sport/Freizeitaktivitäten“ 87,9±14,2, „Lebensqualität“ 71,7±25,7.

Trotz der häufig berichteten posttraumatischen Gonarthrose nach TKF zeigt sich eine hohe Überlebensrate ohne Folgeeingriffe im langfristigen Follow-up. Insbesondere die Konversion zum endoprothetischen Gelenkersatz ist selten und es werden befriedigende bis gute klinische Langzeitergebnisse erreicht. Übergewichtige Patienten sollten auf ihr erhöhtes Risiko für Folgeoperationen aufgeklärt werden.