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Der Bruch von modularen Hüft-Revisionsschäften. Eine seltene aber schwerwiegende Komplikation, aktuelle Datenlage und chirurgisches Vorgehen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Modulare zementfreie Femur-Revisionsschäfte sind seit mehreren Jahrzehnten in der Hüftendoprothetik etabliert. Implantatbrüche sind seltene aber unangenehme Komplikationen, da das distal verankerte Fragment fast immer gut osseointegriert ist und die Implantatentfernung anspruchsvoll ist. In Endoprothesenregistern finden sich kaum Hinweise aufImplantatbrüche. So sind im Deutschen ERPD nur sieben Schaftbrüche dokumentiert, in einer Analyse der international verfügbaren Registerdaten wurden 2021 nur 218 Fälle identifiziert.
Methodik: Es wurde systematische Literaturrecherche für den von den Autoren verwendeten zementfreien modularen Revisionsschaft (MRP-TITAN®, PETER BREHM GmbH) durchgeführt. Eingeschlossen wurden Peer-Review-Publikationen klinischer Studien für den Zeitraum 01/2000 bis 07/2023. 15 Studien mit klinischen Daten zu 1.247 Implantaten wurden identifiziert. In 13 Studien ist kein Konusbruch dokumentiert. Eine Studie weist eine Bruchrate von überraschenden 4,5% auf. In der eigenen Einrichtung wurde seit 2013 bei über 450 Versorgungen mit diesem Implantat noch nie ein Konusbruch dokumentiert. Die Handhabung dieser Implantate verlangt daher offensichtlich eine besondere Sorgfalt.
Kommt es zum Bruch eines modularen Prothesenschaftes sind die standardisierten Vorbereitungen zum TEP-Wechsel erforderlich, zusätzlich muss nach einer möglichen Ursache des Implantatversagens, z.B. der Verwendung überlanger Steckköpfe, gesucht werden, um das neue Implantat nicht erneut zu gefährden. Die knochenschonende Entfernung festsitzender, gebrochener zementfreier Schäfte ist technisch sehr anspruchsvoll. Durch die meistens ausgedehnte Metallose im Femur ist der Knochen ohnehin meistens erheblich geschädigt. Mit der Einführung der aktuellen Medical-Device-Regulation (MDR) ist die kurzfristige Herstellung von Sonderkonstruktionen kaum noch durchführbar, eine längere Immobilisierung der meist älteren Patienten ist unbedingt zu vermeiden. Für die erfolgreiche operative Versorgung sind daher definierte Algorithmen zwingend erforderlich.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die publizierten Ergebnisse zeigen inhomogene Bruchraten mit einem erheblichen Ausreißer. In keiner der analysierten Publikation erfolgte eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Ursache des Implantatbruches. Modulare Revisionsimplantate erfordern eine präzise Indikationsstellung und präoperative Planung mit subtiler OP-Technik. Implantatbrüche werden dann außerordentlich selten sein. Besonders kritisch muss die Verwendung überlanger modularer Steckköpfe gesehen werden, diese sind zur Verwendung bei modularen Femur-Revisionsschäften vielfach nicht zugelassen. Die Revision gebrochener Prothesenschäfte ist technisch anspruchsvoll und erfordert möglicherweise ein Mega-Implantat. Um das Implantatversagen besser beurteilen zu können ist eine Dokumentationsmöglichkeiten in den Registern notwendig, außerdem ist eine Meldung an das BfArM obligatorisch.