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Schulterinstabilität und begleitende Schulterverletzungen bei Patienten mit Epilepsie
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die Epidemiologie, Charakteristik von Schulterluxationen im Rahmen eines epileptischen Krampfanfalls sowie Therapieempfehlungen sind in der Literatur bis jetzt insuffizient beschrieben. Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, die epidemiologischen Eigenschaften von Schulterinstabilitäten im Rahmen epileptischer Anfälle zu dokumentieren, die Glenoiddefekte und Hill-Sachs-Läsionen (HSL) sowie reverse Hill-Sachs-Läsionen (RHSL) zu bemessen und die durchgeführten Therapien zu erfassen.
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden 56 Patienten in unserer Klinik analysiert, die im Rahmen eines epileptischen Anfalls eine Schulterluxation erlitten. Die Genese, Art und Häufigkeit der Anfälle wurden dokumentiert, sowie ob die Patienten unter antikonvulsiver Therapie standen. Des Weiteren wurde betrachtet, ob es sich um das erste Luxationsereignis handelte, wie das Verletzungsmuster mit Begleitverletzungen und die anschließende therapeutische Behandlung war. Von allen Patienten wurden die CTs (oder MRTs, wenn CT nicht vorhanden) ausgewertet. Der Glenoiddefekt wurde bei allen Patienten mit anteriorer und posteriorer Instabilität mittels Pico-Methode bemessen, wobei die Weite und Tiefe der HSL sowie die Tiefe der RHSL in mm gemessen wurden. Die Breite und Lokalisation der RHSL wurden bei posterioren Instabilitäten mit der Winkel-Methode nach Moroder et al. beurteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 72 Schulterinstabilitäten wurden insgesamt bei 56 Patienten identifiziert. Mit 89% erlitten die meisten Patienten generalisierte Anfälle. Bei den meisten Patienten war es der erstmalige epileptische Anfall (45%). 25 Patienten erlitten unter bestehender antikonvulsiver Therapie einen Anfall (45%). Es waren 41 anteriore (57%), 24 posteriore (33%) und 7 bipolare (10%). 63% der Verletzungen wurden operativ versorgt (45/72): 40% wurden mit open reduction and internal fixation (ORIF) (18/45) und 38% mit arthroskopischer Weichteilstabilisierung behandelt (17/45).
Nur 28 der 41 anterioren und 19 der 24 posterioren Schulterverletzungen hatten Bildgebung zur Bemessung des Glenoiddefektes und der HSL sowie RHSL. Von diesen insgesamt 47 Schulterverletzungen waren 26 Luxationsfrakturen (55%; anterior vs. posterior 42% vs. 58%, p=0,056). Die durchschnittliche Größe des Glenoiddefektes nach Pico-Methode betrug bei anterioren Defekten 11% (±4%) und bei posterioren 6% (±3%). Die Weite und Tiefe der HSL waren jeweils durchschnittlich 18 mm (±4 mm) und 7 mm (±2 mm), wobei die durchschnittliche Tiefe der RHSL 4 mm (±1 mm) betrug. Im Durchschnitt war Gamma-Winkel 96° (±16°).
Schulterluxationen bei Epilepsie treten meistens im Zusammenhang mit generalisierten Anfällen auf. Häufigste Luxationsrichtung war anterio-inferior bei bestehender antikonvulsiver Therapie auf. Meistens werden diese Patienten operativ versorgt, vor allem mit ORIF gefolgt von arthroskopischer Weichteilstabilisierung. Luxationsfrakturen kommen tendenziell mit höherer Wahrscheinlichkeit bei posterioren Schulterluxationen vor.