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Osteosynthetische Rekonstruktion bei komplexen C3 Frakturen des distalen Humerus – was können wir erwarten?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Komplexe mehrfragmentäre intraartikuläre distale Humerusfrakturen (AO13-C3) sind seltene, jedoch schwerwiegende Verletzungen und führen häufig zu einem schlechten funktionellen Outcome. Aktuell existieren in diesem Patientenkollektiv kaum belastbare Daten zur Behandlungsstrategie und zum funktionellen Outcome nach operativer Versorgung.
Methodik: Von 03/2013 bis 10/2021 wurden 52 Patienten, welche bei komplexer intraartikulärer distaler Humerusfraktur (AO13-C3) mittels Doppelplattenosteosynthese operativ versorgt wurden, im Rahmen dieser Studie eingeschlossen. Als operativer Zugangsweg wurde die Olekranonosteotomie (n=33, 63,5%) und der Trizeps-on Zugang (n=19, 36,5%) verwendet. Das Follow-up erfolgte im Mittel nach 59,5± 31,9 Monaten. Hier wurden die postoperative Beweglichkeit und Stabilität sowie etablierte funktionelle Scores (MEPS, OES, DASH-Score) erhoben. Zusätzlich wurde das radiologische Bildmaterial analysiert und Komplikationen sowie Revisionsoperationen erfasst. Mögliche Risikofaktoren für ein schlechtes funktionelles Outcome wurden anhand einer multivariaten Analyse ermittelt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Über das Gesamtkollektiv hinweg (57.6± 15 Jahre, 50% Frauen) konnte eine gute postoperative Funktionalität erreicht werden. Hierbei betrugen die Bewegungsausmaße für Flexion- und Extension 108,5± 26,9° und für Pro- und Supination 176,4± 8,3°. Im erhobenen funktionellen Outcome zeigte sich ein MEPS von 90± 17,6, OES von 39,1± 10,6 und DASH-Score von 16,3± 20,9. Als häufigste Komplikation zeigte sich ein postoperatives Bewegungsdefizit (n=9, 17,3%), welches in 7 Fällen (13,5%) operativ saniert wurde. Postoperative Komplikationen traten in 23,1% der Fälle auf, in 21,2% der Fälle war eine operative Revision notwendig.
Weder die Wahl des operativen Zugangsweges noch die Plattenpositionierung zeigten dabei einen signifikanten Einfluss auf die postoperative Beweglichkeit und das funktionelle Outcome. Jedoch zeigte sich eine erhöhte Rate an notwendigen Metallentfernungen bei Patienten nach Olekranonosteotomie (45,5% vs. 31,6%).
Das Geschlecht, Alter, BMI und die Operationsdauer zeigten keinen signifikanten Einfluss auf das postoperative Ergebnis. Selbst bei älteren Patienten (>75 Jahre) war in den meisten Fällen ein gutes operatives Ergebnis erreichbar.
In dem bislang größten nachuntersuchten Patientenkollektiv von komplexen C3 Frakturen des distalen Humerus konnten wir zeigen, dass mithilfe einer differenzierten Diagnostik und Therapie ein gutes postoperatives Ergebnis erzielt werden kann. Der operative Zugangsweg und die Positionierung der Doppelplattenosteosynthese scheint für das postoperative Outcome nicht entscheidend zu sein. Auch bei älteren Patienten kann mit einer osteosynthetischen Versorgung in den meisten Fällen ein gutes funktionelles Ergebnis erzielt werden. Bei moderat hohen Komplikations- und Revisionsraten sollten engmaschige Nachuntersuchungen erfolgen, um ein postoperatives Bewegungsdefizit frühzeitig erkennen und behandeln zu können.