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Vergleich des TT-TG Abstands gemessen im konventionellen Knie-MRT und Ganzbeinrotations-MRT bei Patient*innen mit Patellaluxationen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Ein vergrößerter Tuberositas Tibiae - Trochlea Groove (TT-TG) Abstand gilt als Risikofaktor für Patienten mit Patellaluxation für Reluxationen. Im klinischen Alltag sind bei der konventionellen Knie-Magnetresonanztomographie (MRT) und auch bei dem zur Routinediagnostik gehörigem Ganzbeinrotations-MRT unterschiedliche TT-TG Werte aufgefallen. Das Hauptziel dieser Studie war es, TT-TG-Messungen, die aus konventionellen Knie-MRTs stammen, mit denen aus den Ganzbeinrotations-MRTs zu vergleichen. Die aufgestellte Hypothese lautete, dass die TT-TG Werte im Ganzbeinrotations-MRT im Vergleich zu den konventionellen Knie-MRTs größer sein würden.
Methodik: Als retrospektive multizentrische Kohortenstudie wurden 23 Patienten eingeschlossen, die sowohl das konventionelle Knie-MRT als auch Ganzbeinrotations-MRT durchlaufen hatten. Die MRTs (n = 46) wurden zwischen 2010 und 2023 durchgeführt. Ausgeschlossen wurden Patienten mit früheren Kniefrakturen, vorhergehenden Operationen zur Korrektur der Beinachse oder ausgeprägten Trochleadysplasien, welche die Messung des TT-TG verfälschen würden. Die TT-TG Messungen wurden nach Schoettle et al. durchgeführt. Hierbei diente der hintere Knorpelrand der Femurkondylen als Basis. Senkrecht dazu wurde eine Linie durch den tiefsten Punkt der Trochlea und eine Linie durch den am weitesten anterior gelegenen Punkt der Tuberositas tibiae gelegt. Zwischen diesen beiden Linien wurde der Abstand in Millimetern gemessen (= TT-TG Abstand).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In den konventionellen Knie-MRTs wurde ein mittlerer TT-TG Abstand von 14 mm (95% Konfidenzintervall [KI] 12,3 bis 15,4) gemessen. In den Ganzbeinrotations-MRTs wurde ein statistisch signifikant größerer TT-TG von 17 mm (95% KI 15,1 bis 18,9; p = 0,001). gemessen. Die mittlere Differenz zwischen den beiden MRT-Verfahren lag bei 3 mm (95% KI 2,3 bis 4,1). Diese Studie weist außerdem einen Cohen’s d von 1,49 (95% KI 0,89 bis 2,08) auf, was auf eine starke Effektgröße für den Unterschied in den TT-TG-Messungen zwischen den beiden MRT-Methoden hinweist.
Die Hypothese des signifikant größeren TT-TG im Ganzbeinrotations-MRT bestätigte sich. Dieser Unterschied wird auf die unterschiedliche Positionierung des Knies zurückgeführt: mit leichter Knieflexion (ca. 20°) in konventionellen Knie-MRTs durch die Kniespule und mit voller Streckung in Ganzbeinrotations-MRTs. Ein häufig postulierter Grenzwert als Indikation einer Medialisierung der Tuberositas tibae sind ≥20 mm. Dieser Grenzwert stammt von Dejour D. et al., welcher die Messungen an Computertomographien an vollgestreckten Knien durchführte. In der Gruppe der Ganzbeinrotations-MRTs wiesen 35% der Patienten eine TT-TG von ≥20 mm auf, verglichen mit nur 4% in der Gruppe der konventionellen Knie-MRTs. Dies zeigt, dass die Wahl der MRT-Methode einen erheblichen Einfluss auf die OP-Methode hat!