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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Longitudinale Analyse der Entwicklung eines Genu varums von Nachwuchsspieler des Profibereichs im Fußball

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hannah Gablac - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg, Germany
  • Peter Behrendt - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, UKSH, Campus Kiel, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, UKE, Hamburg, Kiel, Germany
  • Michael Hoffmann - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie, Askelpios Klinik St. Georg, Hamburg, Germany
  • Karl-Heinz Frosch - Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Hamburg, Germany
  • Götz Welsch - UKE Athletikum, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Dimitris Dalos - Orthopädie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, UKE Athleticum, MSH Medical School Hamburg, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB92-2686

doi: 10.3205/24dkou535, urn:nbn:de:0183-24dkou5359

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Gablac et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fußballspieler auf Hochleistungsniveau zeigen eine gesteigerte Prävalenz für die Entwicklung eines Genu varums, für das wiederum eine erhöhte Korrelation für die Ausbildung einer Gonarthrose besteht. Zu welchem Zeitpunkt ihrer Entwicklung der größte Progress einer O-Beinstellung herrscht, ist bisher nicht klar. Ziel der Studie ist es deswegen, einen Zeitpunkt und die Begleitumstände der Manifestation des Genu varum zu identifizieren, um Hinweise auf die Terminierung eines präventiven Beinachsentrainings geben zu können und somit das Risiko für eine spätere Gonarthrose zu senken.

Methodik: Insgesamt wurden 46 männliche Nachwuchsspieler eines Fußball-Bundesligavereins zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr in die Studie eingeschlossen. Von allen Spielern wurde im Jahr 2021, sowie nach einem Beobachtungszeitraum von 24 Monaten im Jahr 2023, beide Beinachsen mittels DIERS leg axis analysis system vermessen. Anhand zweidimensionaler und markerbasierter Messmethodik wurde dabei der statische mittlere Hip-Knee-Ankle Winkel (HKAA) in Grad bestimmt. Zudem wurden Körpergröße und das dominante Schussbein der Spieler evaluiert. Die bestehenden Veränderungen und Korrelationen wurden statistisch mit SPSS ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 38 Athleten kam es während des Beobachtungszeitraumes zu einer Varisierung des HKAAs. Für die Ausprägung der Varisierung konnten altersspezifische Abweichungen detektiert werden: Probanden mit einem Alter zwischen 12.–14. Jahren bei Studieneintritt zeigten während der beiden Folgejahre eine signifikant größere Varisierung ihrer Beinachse als Probanden zwischen dem 15.–17. respektive dem 16.–18. Lebensjahr (LJ) (3,08° ±1,6 vs. 1,7° ± 1,0 vs. 2,0° ±1,4, p<0,05), mit einem Maximum (3,3 ° ± 1,3) zwischen dem 13.–15. LJ (n=6) erreichte. Ältere Athleten (17.–19. LJ, n=6) wiesen die geringsten Varus-Zunahme (1,4° ±1,0) auf.

Die Analyse des Gesamtkollektivs bezüglich der Korrelation der Körpergröße (6,3 cm ± 6,6) zwischen 2021 (171,1 cm ± 11,2) und 2023 (177,5 cm ± 7,6) und der Zunahme der Varisierung (2,9° ± 1,5) zeigte einen signifikanten Zusammenhang (r (29) = 0,39, p = 0,031). Die Größenzunahme beeinflusst hierbei zu 15,08% (R2 = 0,15, F = 5,15, p = 0,03) den Progress der Varisierung.Letztere unterschied sich im Seitenvergleich (3,5° ± 2,2 rechts vs. 2,5° ± 1,7 links), ein Zusammenhang mit dem dominanten Schussbein konnte jedoch nicht nachgewiesen werden (rpb = -0,16, n = 31, p = 0,385).

Insgesamt kam es bei allen Spielern- altersunabhängig- über den 2-jährigen Beobachtungszeitraumes zu einer Zunahme der Varisierung. Am stärksten prägte sich diese bei Spielern im 12.–14. Lebensjahr (Alter bei Studieneintritt) aus. Zudem bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zunahme der Körpergröße und dem Progress eines Genu varums.

Um die Prävalenz einer fußballassoziierten Gonarthrose zu reduzieren, sollte deswegen im erwähnten Lebensabschnitt oder bei Spielern mit stark progredientem Körperlängenwachstum ein präventives Training beider Beinachsen angesetzt werden