Artikel
Versorgung der Insuffizienzfrakturen des Beckens mittels kanülierter minimalinvasiver transsakraler Stabosteosynthese – eine prospektive Studie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Nach Ausschöpfen der konservativen Therapie verbleibt bei Insuffizienzfrakturen des Beckens eine steigende Patientenzahl, die einer stabilisierenden Therapie zur Remobilisation bedarf. Mit der minimalinvasiven transsakralen Stabosteosynthese steht eine stabile Fixationsmethode des hinteren Beckenringes zur Verfügung.
Methodik: Von Februar 2021 bis Ende 2023 wurden alle operationspflichtigen hinteren Beckenringinsuffizienzfrakturen prospektiv erfasst, klassifiziert und mittels transsakraler Stabosteosynthese versorgt. Der präoperative Aktivitätszustand, intraoperative Parameter und Remobilisationsphase wurden erfasst. Telefonisches Follow up nach mindestens 3 Monaten per standardisiertem Fragebogen. Frakturklassifikation nach OF-Pelvis und FFP. Auswertung der Funktionseinschränkungen durch ODI und Majeed-Score.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 50 Patienten wurden inkludiert. Durchschnittsalter bei 82,7 Jahre. Frauenanteil 82%. Eruierbares Trauma bei 44 Patienten. 10 Verstorbene im Verlauf, davon 4 innerhalb der ersten 3 Monate. Aus selbstständiger Wohnung 44, davon mit Pflegedienst 7 und mit Hilfsmitteln 22. Präoperative konservative Therapie durchschnittlich 17,0 Tage. NRS-Wert 8,5. Bei 47 Patienten Schmerzmittelgabe nach WHO II und III. 23 Patienten bettlägerig, 27 mit Hilfsmitteln wenige Schritte mobil.
OF-Pelvis: III 23, IV 24, V 3.
FFP: IIA 3, IIB 1,IIC 7, IIIA 2, IIIB 1, IIIC 18, IVA 3, IVB 10,IVC 5.
Durchschnittliche OP Zeit 56,6 Minuten. 3D-CT-Scan wurde immer durchgeführt. In 10 Fällen Lagekorrektur des Führungsdrahtes nach dem ersten Scan. ISG-Stabosteosynthese S1 bei 35 Patienten, S2 bei 14. Zusätzliche transiliosacrale Schraube in S1 bei 3 und einmal zusätzlich vertebropelvine Abstützung. In einem Fall gelang die Stabplatzierung in S2 nicht, es wurden transiliosacrale Schrauben in S1 eingebracht. Durchschnittlicher postoperativer Aufenthalt 7,4 Tage.
Komplikationen: 1 Fehllage einer zusätzlichen transiliosacralen Schraube, 1 technische Unmöglichkeit der Stabsetzung in S2, 2 falsche Stablängenmessungen, die den Wechsel auf ein kürzeres Implantat erforderten. Keine neurologischen, vaskulären oder Wundkomplikationen. Im Verlauf eine operationspflichtige Dislokation der vorderen Beckenringfraktur. Missempfindungen am Stabende bei 2 schlanken Patienten.
9 Patienten nahmen im Follow up noch regelmäßig Schmerzmittel ein. Uneingeschränkte Mobilität fand sich bei 13, Rollatorgebrauch bei 21. Die Gehstrecke lag bei > 500 m bei 30. Zurück in die eigene Wohnung 32, teils mit Pflegedienst. Majeed Score nach mindestens 3 Monaten 59,9 Punkte im Sinne eines guten funktionellen Outcomes, Funktionseinschränkung im ODI bei 18,6%.
Die transsakrale kanülierte Stabosteosynthese bietet bei Sakruminsuffizienzfrakturen eine komplikationsarme OP-Technik mit erheblicher Schmerzreduktion, verlässlicher Remobilisierung und gutem funktionalem Outcome. Intraoperative 3D Bildgebung oder Navigation wird zur Vermeidung von Fehllagen dringend empfohlen.