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Versorgungsstrategien und Outcomes von Schwerstverletzten mit Floating Hip Verletzungen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Floating Hip-Verletzungen sind seltene Verletzungen und beschreiben eine Kombination aus Beckenfrakturen und ipsilateralen Femurfrakturen (Müller, 1999). Diese entstehen häufig im Rahmen von Hochrasanztraumata wie Verkehrsunfällen oder Stürzen aus großer Höhe (Brioschi, 2021). Aufgrund der Komplexität der Fälle sowie konkurrierender Verletzungen ist eine stringente Planung und effektive Frakturstabilisierung entscheidend. Aufgrund der geringen Fallzahlen, auch in großen Zentren, existiert bis heute kein einheitlicher und evidenz-basierter Behandlungsstandard. Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Analyse der Langzeitoutcomes nach Floating-Hip-Verletzungen sowie eine daraus abgeleitete standardisierte Versorgungsstrategie in Abhängigkeit des Verletzungsmechanismus.
Methodik: In einem 10-Jahreszeitraum (2012–2022) wurden N = 30 Patient:innen, welche in unserem Zentrum aufgrund einer Floating-Hip-Verletzung therapiert wurden, retrospektiv analysiert.Klinische (ISS; Dauer stationärer/intensivmedizinischer Aufenthalt; Operationsdauer) und radiologische (Röntgen; CT) Parameter wurden perioperativ sowie im Rahmen von Nachuntersuchungen im Mittel 3 Jahre postoperativ erfasst. Das klinische Outcome wurde anhand von PROMS (Oxford Hips Score; SF12; SMFA) erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 100% der Patienten erlitten ein Hochrasanztrauma mit einem mittleren ISS von 35,77 ± 13,04. Der führende Verletzungsmechanismus waren Stürze aus großer Höhe mit 86,67%. Alle Patient:innen mussten einer Frühoperation nach der Schockraumversorgung unterzogen werden. Der Schweregrad der Beckenfraktur korrelierte signifikant mit der Gesamtdauer der Operation zur Versorgung der Becken- und Femurfraktur (r=0,513, p=0,04). Azetabulumfrakturen waren mit einer signifikant längere Operationsdauer (r=0,420, p=0,021) sowie einer höheren Koxarthroserate (r=0,713, p=0,002) in den Nachuntersuchungen assoziiert. Laterale Kompressionsfrakturen nach Young und Burgess waren am häufigsten mit proximalen Femurfrakturen Typ A2 nach AO sowie mit Acetabulumfrakturen assoziiert. Der Gesamtverletzungsschweregrad gemessen am ISS korrelierte signifikant mit der Dauer des intensivstationären Aufenthalts (r=0,461 p=0,01) und dem postoperativen Outcome. Art und Reihenfolge der Versorgung der Floating Hip-Verletzung schienen diese Endpunkte nicht zu beeinflussen.
Floating Hip-Verletzungen sind seltene und komplexe Verletzungen. Wir konnten zeigen, dass das Outcome wesentlich vom Ausmaß der Beckenverletzung sowie der Beteiligung des Azetabulums abhängt. Dabei hatten die Art oder Reihenfolge der osteosynthetischen Versorgung in unserer Studie keinen Einfluss auf das klinische Ergebnis. Aufgrund ihrer Ätiologie gehen diese Verletzungen allerdings auch mit schweren Begleitverletzungen einher, deren angemessene Therapie den perioperativen Verlauf und das langfristige Outcome maßgeblich beeinflussen.