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Geschlechterbalance in Orthopädie und Unfallchirurgie – ein Status quo
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Fachkräftemangel, Generationenkonflikt und Geschlechterbalance stehen im Fokus der gegenwärtigen Diskussion in der Medizin. Insbesondere in Bezug auf Leistungs- und Führungsebenen zeigt sich ein Ungleichgewicht der Verteilung des Geschlechts zugunsten von Männern, verglichen mit Zahlen der Studienanfänger und Promovenden. Auch zeigt sich ein Unterschied hinsichtlich der verschiedenen medizinischen Fächer und der Geschlechterverteilung, Frauen entscheiden sich seltener für operative Fächer.
Ziel der Arbeit war es, vor dem Hintergrund der Nachwuchsrekrutierung und -förderung auf Ebene der Fachgesellschaften und der Facharztausbildung, den Status quo der Geschlechterbalance in Orthopädie und Unfallchirurgie zu erheben.
Methodik: Die hier präsentierten Zahlen und Daten wurden im Dezember 2023 und Januar 2024 aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Hierzu gehören das statistische Bundesamt, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Bundesärztekammer mit Ärztestatistik zum 31.12.2022, die Websiten und Homepages der 38 Universitätskliniken in Deutschland und von Fachgesellschaften (AO, DGOU, DKG, AGA, AE, ISAKOS, ESSKA) und Datenübermittlung des ausführend Kongressveranstalters Interkongress.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Wintersemester 2022/23 waren 66,3% der Studienanfänger der Humanmedizin und 70% der Promovierenden Frauen. Insgesamt 36,5% der Habilitanden waren weiblich.
Im Fach Orthopädie & Unfallchirurgie waren im Jahr 2022 26,1% der Assistenzärzte, 14,1% der Oberärzte und 5,5% der leitenden Ärzte weiblich. Im Dezember 2023 gab es zwei weibliche Chefärztinnen an deutschen Universitätskliniken.
Auch in den einschlägigen Fachgesellschaften in O&U sind Frauen im Vorstand deutlich unterrepräsentiert (Stand: Dezember 2023). So waren beispielsweise in DKG 3 Frauen (vs. 17 Männer) in Vorstand und Beirat, bei der AGA 2 Frauen (vs. 20 Männer) in Vorstand, Beirat und als Vorstandsbeauftragte tätig. In AO Trauma Deutschland, AE und DGU wiederum fand sich keine Frau im Präsidium, Beirat bzw. Präsidialrat.
Zusammengefasst besteht trotz einer wachsenden Präsenz von Frauen in der Medizin, weiterhin ein stark ausgeprägtes Ungleichgewicht in der Geschlechterbalance in O&U auf Leistungsebene. Diese Diskrepanz besteht auf der Ebene der klinischen Arbeit, in der Zusammensetzung von Fachgesellschaften, als auch bei der wissenschaftlichen Karriere. Vor dem Hintergrund der Nachwuchsarbeit sollte hierauf ein Augenmerk gelegt werden um die Entscheidung für das Fach O&U attraktiver zu machen.