Artikel
Das Thorakale Säulenmodell? Klassifikation der Thoraxwandinstabilität nach Lokalisation und Kinematik
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Eine auf den Thorax einwirkende Energie kann je nach Art, Lokalisation und Intensität, zu Rippenserien- oder Sternumfrakturen sowie zur Verletzung intrathorakaler Organe führen. Mitunter resultiert eine Instabilität der Thoraxwand mit hochgradiger Einschränkung der Atemmechanik. In der vergangenen Dekade hat die operative Thoraxwandrekonstruktion bei Thoraxwandinstabilität stark an Bedeutung gewonnen. Strukturierte Entscheidungen über eine erweiterte konservative oder operativ-rekonstruktive Strategie, sowie den OP-Zeitpunkt, Art und Umfang der Rekonstruktion, können anhand einer Klassifikation erleichtert werden.
Methodik: Die retrospektive Untersuchung schloss CT-Analysen von n=485 (konservativ: n=426; operativ n=59) Pat. mit Rippenserienfrakturen +/- Sternumfrakturen mit mind. 3. Rippen in Serie an zwei Stellen der Thoraxwand mit mind. einer Dislokation um Schaftbreite ein. Es erfolgte die Lokalisation, das Mapping und die Einteilung in anatomische Säulen der Verletzungen. Anschließend wurden aus initial 6 Säulen, 5 Säulen definiert und typischen Verletzungsentitäten/Kinematik zugeordnet: Parasternale Osteochondrale Säule (OCS), Anertiore Säule (AS), Anterolaterale Säule (ALS), Laterale Säule (LS), Posteriore Säule (PS). OP-Zeitpunkt, Liegedauer, Komplikationsrate und Extubationszeitpunkt wurden flankierend analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Unter den n=485 Pat. mit mindestens formal radiologischer Thoraxwandinstabilität wurden im Untersuchungszeitraum 59 Pat. operativ versorgt und 426 erweitert konservativ therapiert. Die operativ versorgten wiesen eine mittlere Zeit von Unfall bis OP von 41 Stunden auf und konnten im Mittel 13 Stunden nach OP extubiert werden. Die besten Ergebnisse bezogen auf Pneumonierate, Beatmungsdauer und Rehabilitation erzielten die Rapid Sequenz Patienten (Versorgung innerhalb von 12 Stunden nach Unfall). Bei diesen konnten (n = 15) eine mittlere postoperative Zeit bis Extubation von 3,2 Stunden erreicht werden. Die Reintubationsrate lag bei 0,3%. Hierfür bedarf es jedoch einer jederzeit mobilisierbaren operativen und intensivmedizinischen Ressource. Für die Früh-OP (innerhalb 72 Std.) hingegen zeigte sich signifikant reduzierte Pneumonie- und Tracheotomierate und ein signifikant kürzerer Intensiv- und Krankenhausaufenthalt.
Zur Identifikation des Umfangs und des OP-Zugangs wurden die Unfallmechanismen und das Mapping der Lokalisation von Frakturen der Thoraxwand gematched und jeweils gruppiert. Daraus entstand ein 5-Säulen Modell (stark vereinfachte Skizze, Abbildung 1), das den Umfang der zu versorgenden Frakturverläufe darstellt. Prädiktive und typische Verletzungsentitäten sowie die zugrundeliegende Kinematik wurden nach Häufigkeit mit den jeweiligen Säulen gematched und multivariat analysiert.
Mithilfe der Visualisierung und Klassifikation der Thoraxwandinstabilität können dezidierte Entscheidungen über Therapiestrategien getroffen werden. Dies beinhalten die OP-Indikation selbst, sowie Art, Lokalisation, Lagerung und Ausmaß der operativen Maßnahmen.