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Chirurgische Stabilisierung von Rippenfrakturen (SSRF) in primär nicht beatmungspflichtigen Patienten: Eine retrospektive Auswertung der Daten des TraumaRegister DGU®
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die Evidenzlage zeigt, dass chirurgische Stabilisierung von Rippenfrakturen (SSRF) vor allem in beatmungspflichtigen Patienten mit schwerem thorakalem Trauma vorteilhaft ist [1]. Bisher liegt nur wenig Evidenz zu primär nicht beatmungspflichtigen Patienten vor [2]. Ziel dieser Analyse ist die Auswertung des Einflusses von SSRF auf den intrahospitalen Verlauf dieser Patienten.
Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung des TraumaRegister DGU® der Jahre 2013 bis 2022 der Patienten mit Rippen abbreviated injury severity score (AIS) > 2. Präklinisch oder im Schockraum intubierte Patienten wurden ausgeschlossen. SSRF wurde anhand der Prozedurenschlüssel und Beschlagwortung identifiziert. Ein 1:3 Propensity-Score-Matching mittels logistischer Regression wurde durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Chi-quadrat oder Mann-Whitney U-tests. Des Weiteren erfolgten explorative Subgruppen- und Operationszeitpunktanalysen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden insgesamt 22.502 nicht-intubierte Patienten mit Rippen AIS >2 eingeschlossen. 459 wurden mittels SSRF therapiert. Der Propensity-Score identifiziert hohen thorakalen AIS, Lungenlazerationen, Hämatothorax oder Skapulafraktur als prädiktiv für SSRF. Ein Kopf AIS > 2 war negativ prädiktiv für SSRF. Nach 1:3 Propensity-Score-Matching verblieben 449 SSRF-Patienten und die Kohorten zeigten sich vergleichbar.
In der SSRF-Kohorte zeigte sich eine reduzierte Mortalität im Vergleich zur konservativen Kohorte und im Vergleich zur Mortalitätsprädiktion des RISC II Scores, bei höherer Rate von Organversagen, sekundärer Intubation, längerer Beatmungsdauer, sowie längerer Intensiv- und Krankenhausverweildauer (Tabelle 1 [Tab. 1]). Subgruppenanalysen zeigten keine Erklärung für diese Diskrepanz. Patienten mit Organversagen zeigten einen späteren Operationszeitpunkt und einen geringeren Anteil früher Operationen (Tabelle 2 [Tab. 2]).
SSRF reduziert die Mortalität in primär nicht-beatmungspflichtigen Patienten bei jedoch höherer Rate von Organversagen und längerer Intensivtherapie. Dieser Effekt könnte aus den späten Operationszeitpunkten folgen, welche zum Beispiel durch ein Cross-Over aus der konservativen Kohorte nach Auftreten von Organversagen entstanden sein könnte [3].
Literatur
- 1.
- Long R, Tian J, Wu S, Li Y, Yang X, Fei J. Clinical efficacy of surgical versus conservative treatment for multiple rib fractures: A meta-analysis of randomized controlled trials. Int J Surg. 2020 Nov;83:79-88. DOI: 10.1016/j.ijsu.2020.09.010
- 2.
- Marasco SF, Balogh ZJ, Wullschleger ME, Hsu J, Patel B, Fitzgerald M, Martin K, Summerhayes R, Bailey M. Rib fixation in non-ventilator-dependent chest wall injuries: A prospective randomized trial. J Trauma Acute Care Surg. 2022 Jun 1;92(6):1047-53. DOI: 10.1097/TA.0000000000003549
- 3.
- Sawyer E, Wullschleger M, Muller N, Muller M. Surgical Rib Fixation of Multiple Rib Fractures and Flail Chest: A Systematic Review and Meta-analysis. J Surg Res. 2022 Aug;276:221-34. DOI: 10.1016/j.jss.2022.02.055