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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Was erwartet uns im Zuge der Verkehrswende? Eine vergleichende, prospektive Jahresanalyse zu Fahrrad- und E-Scooter-Unfällen in der Notaufnahme eines Universitätsklinikums in Metropolenregion

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Frederik Hartz - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Philipp Zehnder - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Tobias Resch - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Gregor Römmermann - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Victoria Hartmann - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Chlodwig Kirchhoff - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • Michael Zyskowski - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB69-2689

doi: 10.3205/24dkou348, urn:nbn:de:0183-24dkou3488

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Hartz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Verkehrswende in den deutschen Großstädten lässt die Nutzerzahlen von Fahrrädern und E-Scootern stetig steigen. Trotz zunehmendem Ausbau der Infrastruktur muss mit einem relevanten Anstieg der Unfallzahlen und einer damit einhergehenden Mehrbelastung für die Notaufnahmen besonders in Metropolregionen gerechnet werden.

Methodik: Ziel dieser prospektiven Querschnittstudie war es, detaillierte Informationen über das Patientenkollektiv, die Unfallmechanismen und Verletzungsmuster von E-Scooter-Fahrern im Vergleich zu Fahrradfahrern zu gewinnen. Eventuelle Unterschiede dienen als Grundlage für zukünftige gruppenspezifische Präventionsmaßnahmen und Sicherheitskonzepte zur Reduzierung der Unfallzahlen. Hierfür wurden alle Patienten*Innen, die sich nach einem Unfall mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter im Jahr 2022 in der Notaufnahme des universitären Level I Traumazentrums vorstellten, erfasst. Es wurden sowohl demographische Daten als auch Informationen zum Traumamechanismus, Verletzungsprofil, Alkoholeinfluss, Versorgungsaufwand und zur Helmnutzung untersucht und zwischen den beiden Gruppen verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Jahr 2022 konnten insgesamt 626 Fahrradunfälle und 98 E-Scooter-Unfälle identifiziert werden. Das Durchschnittsalter bei den E-Scooter-Fahrern war mit 31 Jahren (Min–Max 17–63) im Schnitt etwa zwölf Jahre jünger als bei den Fahrradfahrern (43, 7–85 Jahre). Weiterhin waren die Unfallopfer der E-Scooter häufiger männlich (ca. 70%) als bei den Fahrradfahrern (60,7%). Jeder 4. E-Scooter-Unfall (26,5%) ereignete sich an einem Samstag. Fahrradunfälle zeigten eine auf einzelne Wochentage nahezu ausgeglichene Verteilung, wobei etwa jeder dritte (34,5%) Fahrradunfall ein Wegeunfall war. Fahrradunfälle zeigten signifikant häufiger Verletzungen an der oberen Extremität (54,0% vs. 40,8%, p= ,015) und am Körperstamm (16,8% vs. 7,1%, p= ,013) im Vergleich zu E-Scooter-Unfällen. Das Auftreten von zum Teil schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen war dagegen in der Gruppe der E-Scooter signifikant häufiger (43,9% vs. 32,9%; p= ,034). Die Helmtragequote war sowohl beim Fahrrad (21,6%) und besonders bei den E-Scootern (4,1%) auf geringem Niveau. Beinahe jeder Dritte (31,6%) der E-Scooter-Fahrenden stand unter Alkoholeinfluss. Bei den Fahrradfahrenden waren es nur 5,4%. Eine operative Versorgung war bei Patienten nach Fahrradsturz häufiger notwendig als beim E-Scooter (16,8% vs. 10,2%).

Bezogen auf das Patientenkollektiv und das Nutzungsprofil bestehen wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Transportmitteln. Während beim E-Scooter meist junge Männer häufig unter Alkoholeinfluss am Wochenende verunfallen, handelt es sich bei mehr als jedem dritten Fahrradunfall um einen Wegeunfall. Die Helmtragequote ist in beiden Gruppen ausgesprochen gering und der Anteil von zum Teil schweren Kopfverletzungen dementsprechend hoch. Gezielte und transportmittelspezifische Präventionskampagnen und mögliche Anpassungen der Verkehrsregeln sind dringend indiziert.