Artikel
Transkutane osseointegrierte Prothesensysteme (TOPS) nach bilateralem Verlust der unteren Extremität
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Patienten mit beidseitiger Oberschenkelamputation sind auf Grund ihrer Behinderung nur eingeschränkt mobil. Bei kurzen und sehr kurzen residualen Oberschenkelresiduen gelingt oft keine befriedigende Rehabilitation mittels einer herkömmlichen Schaftprothetik, so dass diese Patienten auf einen Rollstuhl angewiesen bleiben. Können diese Patienten mittels im Knochen verankerter und transkutan ausgeleiteten Implantaten ausreichend sicher versorgt werden? Gewinnen die Patienten nach abgeschlossener Osseointegration sowie nach Anpassung der Exoprothetik einen messbaren Zugewinn an Mobilität und Lebensqualität?
Methodik: In der Zeit von 2008–6/2021 wurden insgesamt 17 bilateral amputierte Patienten mittels sog. Endo-Exo-Prothesen der Fa. Eska Orthopaedic/Lübeck versorgt. Die Implantation erfolgte dabei immer in 2 Operationsschritten. Zunächst wurde der Endofix-Stiel intramedullär eingebracht und die Haut über dem außerhalb des Knochens liegenden Außenkonus verschlossen. Nach knöchernem Durchbau der Implantatoberfläche erfolgte dann in der Regel nach 4–6 Wochen die Anlage des Stomas mit Montage der Haut durchtretenden Bauteile mit anschließender Mobilisierung der Patienten. Die in der o.g. Zeit erhobenen Daten wurden retrospektiv analysiert. Dies geschah unter besonderer Berücksichtigung der postoperativen Komplikationen. Hierfür wurden alle Untersuchungsbefunde der klinischen Routine-Nachsorgeuntersuchungen herangezogen. Die Komplikationen wurden unterteilt in Stomaprobleme, orthopädie-technische Probleme, Frakturen und Explantationen. Alle EEFPs besaßen das gleiche Implantatdesign.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden im genannten Zeitraum 13 bilaterale transfemorale (TF), 2 bilaterale transtibiale (TT) und 2 bilaterale TF/TT Amputationen mit TOPS versorgt. Alle Patienten waren postoperativ in der Lage, die Endo-Exo-Prothetik zu nutzen. 15 der 17 Patienten wendeten die Prothetik dauerhaft an und verzeichnen einen Zugewinn an Mobilität zwischen 1 – 3 Punkten gemäß der Mobilitätsklassifikation. Weichteilprobleme im Bereich der Hautdurchtrittsstelle zeigten sich im Laufe der Jahre bei fast allen Patienten, bei 4 Patienten wurden deswegen chirurgische Maßnahmen erforderlich. Die orthopädietechnischen Probleme ließen sich überwiegend im Rahmen der Routinekontrolluntersuchungen beheben. 1 Patient erlitt eine bilaterale Schenkelhalsfraktur, vergesellschaftet mit einer Kreuzbeinfraktur. Alle Frakturen konnten operativ stabilisiert und zur Ausheilung gebracht werden. Bei einem bilateral TT amputierten Patienten erfolgte ca. 1,5. Jahre nach Einbringen der Implantate die Explantation alio loco. 3 Pat sind zwischenzeitlich Implantat unabhängig verstorben. Die verbliebenen 13 Patienten würden den Eingriff wieder durchführen lassen und schildern einen hohen Gewinn an Lebens-qualität durch die Versorgung mittels TOPS. Insbesondere für Patienten mit einem bilateralen Gliedmaßenverlust der unteren Extremität stellen die TOPS eine wertvolle Bereicherung des prothetischen Rehabilitationsspektrums dar.