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Knochengeführte Exoprothesensysteme nach Majoramputation – 6 Jahre Erfahrung an der oberen und unteren Extremität
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Nach Majoramputationen der Extremitäten stellt eine zufriedenstellende dauerhafte Reintegration in das private und berufliche Umfeld das primäre Ziel der Prothesenversorgung dar. Schaftgeführte Prothesensysteme gelten hierbei als orthopädietechnisches Standardversorgungskonzept. Limitierend für eine dauerhaft gute Funktion sind jedoch komplizierte Weichteilverhältnisse des Amputationsstumpfes. Zu voluminöse oder rotatorisch instabile Weichteilverhältnisse, wiederkehrende Entzündungen, zu kurze Stumpfverhältnisse oder eine unzureichende Weichteildeckung bedingen, dass schaftgeführte Exoprothesen nicht hinreichend oder gar nicht genutzt werden.
Die transcutane-osseointegrierten Prothesensysteme (TOPS) stellen eine mögliche Versorgungsergänzung dar. Dargestellt werden die Erfahrungen aus 6 Jahren Betreuung von 38 Patienten mit TOPS.
Methodik: Seit April 2018 erfolgt die Betreuung von 38 Patienten mit Majoramputationen. Dabei werden 33 transfemoral, 3 transhumeral und 2 transtibial amputierte Patienten betreut (Alter: ø 55,6 ± 12,5 Jahre, m: 27, w: 11. Bei 21 Patienten (Amputationslevel: 17 transfemoral, 1 transtibial, 3 transhumeral) wurden in 2 Operationsschritten die TOPS in unserer Klinik etabliert. 4 Patienten wurden aufgrund der Ergebnisse der präoperativen Evaluierung von der Anlage eines TOPS ausgeschlossen (3x komorbiditätsbedingt, 1x schlechte Compliance). 3 weitere Patienten befinden sich aktuell vor dem ersten Operationsschritt. Zudem werden 10 weitere Patienten nach externer operativer Versorgung orthopädietechnisch heimatnah an unserer Klinik betreut.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei zwei Patienten traten 2 Fissuren bei Einbringen des Implantates auf. Beide Fissuren heilten im Zeitraum der Osseointegration aus.
Wir sahen zwei Implantatverluste, 1 mal infolge einer implantatassoziierten Infektion nach erstem Operationsschritt bei transtibialer TOPS, 1 mal bei Implantatbruch nach 10-jähriger Tragezeit. Im Weiteren traten 2 Periimplantatfrakturen auf, welche unter TOPS-Erhalt mit Plattenosteosynthese versorgt wurden. 1 Patientin ist aufgrund unspezifischer belastungsabhängiger Stumpfschmerzen nicht mit Prothese mobilisierbar.
5 mal waren Stomakanalrevisionen bei 4 Patienten erforderlich. Bei 7 Patienten kam es zu oberflächlichen Stomakanalinfektionen ohne Implantatgefährdung, welche unter antibiotischer Therapie zur Ausheilung gebracht wurden.
Von den 31 mit TOPS länger als 6 Monate versorgten Patienten nutzen 26 (83%) Ihre knochengeführte Prothese überwiegend ganztägig. 2 Patienten sind nach Implantatverlust nicht mehr mit TOPS versorgt. 3 (9,7%) Patienten können die Prothese nur eingeschränkt oder überhaupt nicht nutzen.
Die TOPS weisen, wie auch schaftgeführte Prothesensysteme, verschiedene Komplikationsmöglichkeiten auf, welche eine Prothesennutzung einschränken. Die überwiegende Mehrheit der Patienten hat mit den TOPS allerdings eine fast ganztägige Prothesennutzungsdauer. Die TOPS stellen somit eine gute Ergänzung in der Versorgung mit Exoprothetik bei Majoramputationen dar.