Artikel
Legales Risiko – welche Auswirkungen Alkohol auf das Polytrauma hat
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Während in der Öffentlichkeit über die Legalisierung weiterer berauschender Substanzen diskutiert wird, beeinflussen schon die aktuell frei erhältlichen die moderne Medizin. Wir sind daher der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen der Alkohol-Konsum auf den polytraumatisierten Patienten hat.
Methodik: Über den Zeitraum von 8 Jahren (2015–2022) wurden 3.126 Patienten, die über den Schockraum eines ÜTZ eingeliefert wurden und die Einschlusskriterien des TraumaRegister DGU® erfüllten, primär eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Patienten, die keine Angabe zum laborchemisch gemessenen Blutalkoholwert hatten oder jünger als 13 Jahre waren. Anschließend wurde die Studienpopulation in die Gruppen mit nachgewiesenem (>0,1‰) Blutalkohol (ALK) und ohne (noALK) unterteilt.
Für die univariate Analyse wurde der χ2, der Kruskal-Wallis-Test sowie der T-Test angewandt. Das Signifikanzniveau wurde auf 0,05 festgesetzt. Die SMR (Standardisierte Mortalitätsrate) ist die Division der beobachteten Legalität (%) und dem Mittelwert des RISC2.
Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasste 1.280 Fälle. 29,3% (n=375) waren in der Gruppe ALK, n=905 (70,7%) in der Gruppe noALK.
Tabelle 1 [Tab. 1] zeigt die Demographie. Patienten der Gruppe ALK waren signifikant jünger, häufiger männlichen Geschlechts und wiesen einen niedrigeren GCS auf.
Aus Tabelle 2 [Tab. 2] wird ersichtlich, dass Patienten der Gruppe ALK signifikant häufiger Opfer von Gewaltverbrechen sind und sowohl öfter als auch länger die Behandlung auf einer ICU benötigen. Während bei den 2-Rad-Fahrern signifikant häufiger nüchterne Patienten verunfallen, sind dies bei den Fußgängern die alkoholisierten. Den größten Unterschied beim maximalen AIS zeigt die Region Wirbelsäule.
Schlussfolgerung: Knapp 30% der betrachteten Grundgesamtheit zeigten einen laborchemisch nachgewiesenen Blutalkoholspiegel. Die Patienten der Gruppe ALK verstarben zwar nicht häufiger, mussten jedoch signifikant mehr medizinische Hilfe im Sinne einer intensivtherapeutischen und beatmungstechnischen Betreuung in Anspruch nehmen. Nicht nur aufgrund der signifikant häufigeren ursächlichen Gewalt, sondern auch aus ressourcentechnischen Aspekten ist ein besonderes Augenmerk auf diese Patienten zu richten.