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MRT-basierte Messungen des medialen und lateralen tibialen Slopes: Einfluss auf Kniegelenksluxationen, isolierte Kreuzbandverletzungen und Rerupturen des vorderen Kreuzbandes im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit degenerativem Innenmeniskusriss
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Ein steilerer tibialer Slope (TS) führt zu verstärkten Kräften auf das vordere Kreuzband (VKB). Ein flacherer TS führt zu verstärkten Kräften auf das hintere Kreuzband (HKB). Der Einfluss des TS auf Multiligamentverletzungen ist nicht bekannt. In den meisten Studien erfolgt die Bestimmung des TS mit lateralen Röntgenaufnahmen, wobei oft nicht klar zwischen medialem und lateralem TS unterschieden wird. Ziel dieser Studie war die Bestimmung des medialen und lateralen TS bei Knieluxationen ≥ KD III (Schenck), isolierten VKB-Verletzungen, isolierten HKB-Verletzungen und VKB-Rerupturen mit MRT-basierten Messungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit degenerativem Innenmeniskusriss.
Methodik: Dies ist eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie. Eine a-priori-Power Analyse ergab, dass 45 Patienten pro Gruppe erforderlich sind, um eine Power von 0,80 zu erreichen. Laterale und mediale TS-Messungen wurden bei 50 Patienten pro Gruppe mit Knieluxationen ≥ KDIII, isolierten VKB-Rupturen, isolierten HKB-Rupturen, VKB-Rerupturen und degenerativen Innenmeniskusrissen (Kontrollgruppe) durchgeführt. Die Messungen wurden nach Hudek et al. an T1-gewichteten MRTs durchgeführt. Zur Ermittlung der Intra-/Interobserverreliabilität wurden alle Messungen von zwei verblindeten Untersuchern zu je zwei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt. Normalverteilung wurde mit dem Shapiro-Wilk-Test bestätigt. Mit einem t-Test wurde jede Gruppe mit der Kontrollgruppe verglichen. Signifikanz wurde auf p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigt sich ein signifikant erniedrigter lateraler TS bei Knieluxationen ≥KDIII (4,2°±3,5°), isolierten VKB-Rupturen (4,5°±3,6°) und isolierten HKB-Rupturen (3,5°±3,6°) im Vergleich zur Kontrollgruppe (6,7°±2,7°). Der mediale TS ist bei ≥KDIII (3,7°±3,8°) und isolierten HKB-Rupturen (3,5°±3,2°) im Vergleich zur Kontrollgruppe (5,3°±2,4°) signifikant erniedrigt. Bei isolierten VKB-Rupturen (4,1°±4,2°) besteht im Vergleich des MTS zur Kontrollgruppe kein signifikanter Unterschied. Bei VKB-Rerupturen weichen der laterale TS (6,4°±3,1°) und mediale TS (4,9°±3,0°) nicht von der Kontrollgruppe ab. Der ICC beträgt >0,7 für Intra-/Interobserverreliabilität.
Ein verminderter medialer und lateraler TS sind mit einem erhöhten Risiko von ≥ KDIII-Verletzungen und isolierten HKB-Rupturen verbunden. Im Gegensatz zur Literatur ist ein verminderter lateraler TS mit einem erhöhten Risiko für eine isolierte VKB-Ruptur verbunden. Medialer TS hat keinen Einfluss auf das Risiko einer isolierten VKB-Ruptur. In dieser Studie haben medialer und lateraler TS keinen Einfluss auf das Risiko einer VKB-Reruptur, auch wenn dies in Einzelfällen relevant sein könnte. Das Risiko einer VKB-Reruptur könnte daher multifaktoriell bedingt sein. Koronale und axiale Achsen, Femurkondylenform und Begleitverletzungen müssen berücksichtigt werden, um validere Vorhersagen über das Risiko von Verletzungsmustern treffen zu können.