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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Validierung der kniegelenksnahen Messparameter in der Ganzbeinstandaufnahme – sind die Normwerte noch aktuell?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Gregor Toporowski - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Björn Vogt - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Andrea Laufer - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Anna Rachbauer - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Carina Antfang - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Henning Tretow - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Robert Rödl - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany
  • Adrien Frommer - Universitätsklinikum Münster, Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB55-3346

doi: 10.3205/24dkou261, urn:nbn:de:0183-24dkou2617

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Toporowski et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Seit nunmehr über 20 Jahren haben sich zur Deformitätenanalyse der unteren Extremität die Empfehlungen von Dror Paley und seiner Arbeitsgruppe etabliert. Für die Ganzbeinstandaufnahme a.p. wurden Normwerte definiert, mithilfe derer beispielsweise ein Genu varum von einem Genu valgum unterschieden und die dafür ursächliche Deformität im distalen Femur oder der proximalen Tibia identifiziert werden soll. Die hierfür verwendete unpublizierte Studie weist jedoch uneinheitliche Kohortengrößen von n=16-33 auf, wodurch einzelne Messungen eine hohe statistische Gewichtung aufweisen. Gleichzeitig wurde der Wertebereich für die mechanische Achsabweichung (MAD) nicht einheitlich definiert und variiert zwischen 0 und 10 mm im Durchschnitt. Für die Entscheidung, ob ein Genu varum oder ein Genu valgum therapiebedürftig ist, sind klar definierte Normwerte unabdingbar. In unserer Studie sollen der mechanische laterale distale Femurwinkel (mLDFW), der mediale proximale Tibiawinkel (MPTW) sowie die MAD anhand eines eigenen Patientenkollektivs untersucht und mit den Normwerten von Paley et al. verglichen werden.

Methodik: In unserer Studie wurden 201 kalibrierte Ganzbeinstandaufnahmen von 140 Kindern und Jugendlichen zwischen 8–16 Jahren aus den Jahren 2011–2020 retrospektiv analysiert. Es wurden nur Beine von Patienten eingeschlossen, die zuvor keinerlei operative Therapie, keine systemische Behandlung wie Chemotherapie oder Wachstumshormonbehandlung erhalten hatten und bei denen keinerlei ausgeprägte Fehlstellung, angeborene Erkrankung oder Traumaanamnese vorlagen. Sofern beide Beine eines Patienten die Einschlusskriterien erfüllten, wurden bilaterale Messungen durchgeführt. Es wurden der mLDFW, der MPTW sowie die MAD mithilfe der radiologischen Software TraumaCad gemessen. Diese Parameter wurden in Abhängigkeit von Altersgruppen (8–10 Jahre, 11–12, 13–14, 15–16) und geschlechtsspezifisch untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das durchschnittliche Alter der Kohorte lag bei 12 Jahren (min./max. 8–16) und alle Parameter zeigten sich normalverteilt. Folgende Durchschnittswerte wurden erhoben: mLDFW: 86,8° (SD 2,3°) mit einem Normwertspektrum (95%-Intervall) von 83–91°, MPTW: 88,9° (SD 2,4°) mit einem Normwertspektrum von 84–94°, MAD: -3,4 mm (SD 8,0 mm) mit einem Normwertspektrum von -17 mm bis 15 mm.

Es wurden keine klinisch relevanten alters- oder geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt.

Im Vergleich hierzu wurden von Paley et al. folgende Durchschnittswerte (mit Normbereich) postuliert:

mLDFW: 87,8° (85–91°), MPTW: 87,2° (83–91°) und MAD 9,7 mm (-4–23 mm).

Während bei mLDFW und den MPTW ähnliche Werte zur Vergleichsstudie ermittelt werden konnten, weist die analysierte MAD sowohl im Durchschnitt also auch bei der Varianz deutliche Unterschiede zur Vergleichsstudie auf. Es sind folglich idealerweise randomisiert-kontrollierte prospektive Studien notwendig, um konkrete Normwerte und damit verbundenen pathologischen Grenzen für die gemessenen Parameter festzulegen.