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Umfrageergebnisse zur Versorgungsrealität von Wirbelsäulenfrakturen im Kindes- und Jugendalter im deutschsprachigen Raum
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Wirbelsäulenverletzungen im Kindes- und Jugendalter sind selten. Auch an Zentren zeigen sich eher geringe operative Fallzahlen. Eine Multicenterstudie der AG Wirbelsäulentrauma im Kindesalter der Sektion Wirbelsäule der DGOU konnte bereits zuvor im Rahmen des DKOU epidemiologische Daten aus dem deutschsprachigen Raum liefern und im Weiteren wurden Diagnostik- und Therapieempfehlungen veröffentlicht. Ziel dieser Umfrage war die Art der Versorgung, Kenntnisse über das Wirbelsäulentrauma im Kindes- und Jugendalter und die örtlichen Gegebenheiten auch in der Breite abzufragen.
Methodik: Eine Online-Umfrage mit 30 Fragen wurde über einen Zeitraum von 12 Wochen im Sommer 2023 durchgeführt. Diese wurde über die Verteiler der Sektion Kindertraumatologie der DGU, der DGU, der DGOU, der VKO, der DWG, der DGKCH und persönlich durch die Autoren verbreitet. Zielgruppe waren die genannten Gruppierungen, sowie im Bereich Kindertraumatologie oder Wirbelsäulenchirurgie Tätige.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im genannten Zeitraum nahmen insgesamt 169 Ärzte an der Umfrage teil. Hierunter waren 135 Orthopäden und Unfallchirurgen, 18 Kinderchirurgen und 16 Neurochirurgen. Die Einrichtungen waren mit 85 überwiegend Überregionale, aber auch 33 Regionale und 25 Lokale Traumazentren. 26 zeigten keine Zertifizierung. Unter den Teilnehmern waren 44 Chefärzte, 23 Sektionsleiter, 62 Oberärzte, 29 Fachärzte und 11 Weiterbildungsassistenten. In 57% der Einrichtungen wurden die Verletzungen durch Unfallchirurgie und Orthopädie versorgt, gefolgt von der Neurochirurgie 7%. In den 14% kinderchirurgisch geführten Einrichtungen werden die Operationen jedoch durch Unfallchirurgie und Orthopädie bzw. Neurochirurgie versorgt. In 57% lag keine SOP für die Diagnostik oder in 7% nur eine gemeinsame für Kinder und Erwachsene vor. Eine SOP für die Therapie lag nur in 19% vor, während weitere 8% dieselbe für Kinder und Erwachsene nutzen. Nur in 54% ist in den Krankenhäusern der versorgende Arzt vor Ort. 2/3 der Kliniken behandeln weniger als 10 Kinder stationär mit diesem Krankheitsbild, während 83% 5 oder weniger operative Fälle haben. Das Themenheft aus „Die Unfallchirurgie“ aus dem Jahr 2020 war nur in 1/3 bekannt. In allen Altersgruppen war die konventionelle Röntgendiagnostik und ergänzend MRT bei Unklarheiten oder das primäre MRT (jedoch deutlich geringer) Diagnostikum der Wahl.
Die Fallzahlen in den einzelnen Kliniken zeigen sich erwartungsgemäß gering. Der Ausbildungsgrad der Befragten war sehr hoch. Trotz der Rarität der Verletzungen existieren wenig Standards oder SOPs in den Kliniken in Hinblick auf Diagnostik oder Therapie. Die Durchdringung des Themenheftes erscheint ernüchternd. Weitergehende Fortbildungsoptionen bzw. Verbreitungsmöglichkeiten müssen evaluiert werden. Sinnvoll erscheint eine Leitlinie, die bereits angemeldet wurde und in Bearbeitung ist (Start 01/2024).