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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Die Phänotypisierung neutrophiler Granulozyten mittels CD62L und ICAM1 erlaubt eine frühe Prädiktion des klinischen Verlaufs bei polytraumatisierten Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katharina Maier - Universität Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Unfallchirurgische Translationale & Experimentelle Forschung, Ulm, Germany
  • Tobias Jooß - Universität Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Unfallchirurgische Translationale & Experimentelle Forschung, Ulm, Germany
  • Bianca Hindelang - Unfallchirurgische Translationale und Experimentelle Forschung, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Lena-Marie Reichardt - Universität Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Unfallchirurgische Translationale & Experimentelle Forschung, Ulm, Germany
  • Lönna Süberkrüb - Universität Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Unfallchirurgische Translationale & Experimentelle Forschung, Ulm, Germany
  • Kim Hamberger - Universität Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Unfallchirurgische Translationale & Experimentelle Forschung, Ulm, Germany
  • Lisa Wohlgemuth - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Rebecca Halbgebauer - Institut für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie, Ulm, Germany
  • Markus Huber-Lang - Universitätsklinikum Ulm, Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie, Ulm, Germany
  • Borna Relja - Unfallchirurgische Translationale und Experimentelle Forschung, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Christian Bergmann - Universität Ulm, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB54-3109

doi: 10.3205/24dkou256, urn:nbn:de:0183-24dkou2562

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Maier et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei schwer verletzten Polytrauma-Patienten kommt es häufig zu einer erheblichen Dysfunktion des Immunsystems, darunter auch neutrophiler Granulozyten (NG). In der Vergangenheit wurden die Marker CD16 und CD62L zur Phänotypisierung postuliert, um bei Änderungen des Phänotyps eine Prädiktion für den klinischen Progress ableiten zu können. Murine Studien zeigten, dass CD62L in Kombination mit ICAM1 eine Phänotypisierung unterschiedlich funktioneller neutrophiler Granulozyten erlaubt. In dieser Studie wurden nun beide Phänotypsierungen hinsichtlich Ihres prädiktiven Werts für die Entstehung adverser klinischer Verläufe verglichen.

Methodik: In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden Kontrollpersonen (n=9) oder polytraumatisierte Patienten mit einem Injury Severity Score (ISS) >=18 von Mai 2022 bis Dezember 2023 in einem Level I Traumazentrum eingeschlossen (n=30). Vollblutproben wurden bei der Ankunft und über einen Zeitraum von 10 Tagen entnommen. Der klinische Progress der Patienten wurde als günstig oder ungünstig eingestuft, in Bezug auf A) ihren körperlichen Leistungszustand bei der Entlassung oder Versterben, B) der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung von mehr oder weniger als 7 Tagen und C) dem Überleben. Die NG wurden zu jedem Zeitpunkt mittels Durchflusszytometrie entweder nach CD16bright/dim und CD62Lbright/dim oder CD62Lpos/neg und ICAM1pos/neg charakterisiert. Anschließend wurde das prädiktive Verhalten beider Phänotypisierungen im Hinblick auf den klinischen Progress verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Patienten, die sich bei der Entlassung aufgrund des körperlichen Leistungszustandes in eine stationäre Weiterbehandlung entlassen wurde oder verstarben, zeigten bereits bei Aufnahme signifikante Unterschiede in der Gesamtzahl der NG (p<0,05), sowie der Phänotypen charakterisiert nach CD16/CD62L (p<0,05) und CD62L/ICAM1 (p<0,05). Zudem zeigten sich nach 24 und 48 Stunden signifikante Unterschiede in einzelnen Subpopulationen nach CD62L/ICAM1 Charakterisierung (p<0,05), nicht jedoch nach CD16/CD62L. Patienten, die länger als sieben Tage auf der Intensivstation blieben, zeigten nur bei CD62L/ICAM1-Charakerisierung nach 8 und 24 Stunden (p<0,05), sowie in der Gesamtzahl NG nach Aufnahme (p<0,05) signifikante Unterschiede. Die Probanden, die innerhalb des Krankenhauses verstarben, zeigten signifikante Unterschiede zwischen den beiden Phänotypisierungen nach 48 Stunden.

Die Phänotypisierung neutrophiler Granulozyten nach CD62L und ICAM1 erlaubt eine Differenzierung der Patienten mit ungünstigem klinischem Verlauf, die Vergleichbar der Charakterisierung nach CD16 und CD62L eine frühe Prädiktion des klinischen Progresses erlaubt. Dies sollte in zukünftigen klinischen Studien berücksichtig werden. Diese Form der Phänotypisierung kann dazu beitragen, den klinischen Verlauf eines Patienten vorherzusagen und die Planung der klinischen Ressourcen für einzelne Patienten zu verbessern.