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Management schwerster Glenoid-Defekte in der Revisions-Endoprothetik unter Verwendung einer Femurkopf-Allograft/Autograft Kombination bei Patienten mit manifester Osteoporose: Kurzfristige Ergebnisse nach 12 Monaten
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Zur stabilen Verankerung einer Revisions-Basisplatte ist ein ausreichender Knochenbestand im Glenoid erforderlich. Bei schweren Glenoiddefekten mit fehlender Abstützung (non-contained) stellt dies eine Herausforderung dar. Zur knöchernen Volumen Augmentation ist in der Regel ein Allograft oder eine patientenindividuelle Prothese mit Defektaugmentation erforderlich, die aber von Kostenträgern kaum erstattet wird. Die Einheilung des Allograft kann durch die Beimischung autogener Spongiosa aus dem Beckenkamm begünstigt werden. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn gleichzeitig eine Osteoporose vorliegt. Ziel der Arbeit ist es, kurzfristige Ergebnisse bei der Behandlung massiver Glenoid-Defekte durch eine zweizeitige Technik unter Verwendung einer Allograft Autograft Kombination darzustellen.
Methodik: 2022–2023 führten wir bei vier Patientinnen (72,5 ± 10 Jahre) mit manifester Osteoporose Revisionseingriffe bei schwerem Glenoiddefekt (Golhke Typ 5) durch. Bei 3 Fällen lag eine ausgebrochene Basisplatte nach vorausgegangener Implantation einer inversen Prothese vor. Dabei wurde das Glenoid zweizeitig bzw. 3-zeitig (bei v.a. chronischen Infekt) mittels Femurkopf-Allograft rekonstruiert. Die Defektzone wurde mit Hilfe eines Zementabdrucks dreidimensional erfasst, um das Graft intraoperativ passgenau zu formen. Zwischen Graft und Glenoid wurde eine Schicht (ca. 2–3 ccm) autogene Spongiosa aufgetragen, die im ipsilaterlen Beckenkamm geerntet wurde. Als temporärer Platzhalter wurde ein antibiotikabeladener Zementspacer verwendet. Nach bestätigter Konsolidierung (CT) wurde die inverse Revisions-Prothese nach durchschnittlich 4,5 (±1,9) Monaten implantiert. Die kurzfristigen radiologischen und funktionellen Ergebnisse (DASH Score, Constant-Score) nach mindestens 12 Monaten FU wurden erfasst. Ergebnisse: Nach einem mittleren FU von 12 (±4,8) Monaten wurde bei vier Patientinnen radiologisch (CT) keine Lockerung festgestellt. Alle Glenoidaugmentationen waren konsolidiert. Kein Patient musste revidiert werden. Der DASH Score lag bei 46 (Range: 40–51), der Constant-Score bei 65 (±14). Alle Patienten waren schmerzfrei und mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Eine Patientin bemerkte einen Armlängen-Unterschied von 2 cm. Zwei Patientinnen hatten postoperativ eine Fraktur am Beckenkamm, obwohl nur Spongiosa (Corticalis wurde belassen) entnommen wurde. Ein Fall erforderte daher eine Osteosynthese am Beckenkamm.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die kurzfristigen Ergebnisse (12 M) demonstrieren eine gute Stabilität einer Allograft/Autograft Augmentation schwerer Glenoiddefekte (Gohlke Typ 5) bei Patienten mit manifester Osteoporose. Selbst bei ausschließlicher Spongiosa-Entnahme am Beckenkamm sollte eine unmittelbare Stabilisierung des Beckenkamms per Platte erwogen werden, da auch dann ein erhebliches Frakturrisiko besteht. Die Wirksamkeit der Methode muss sich allerdings über einen längeren Beobachtungszeitraum und bei größeren Fallserien bewähren.