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Präoperative CT-Analyse der Schraubenkorridore der Iliosakralschraube: Wann sind die intraoperative Navigation und die Bauchlage indiziert?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die operative Therapie von Frakturen des hinteren Beckenrings mit der Iliosakralschraube (SI-Schraube) ist ein anerkanntes Verfahren. Die vor mehr als 30 Jahren beschriebene CT-gesteuerte OP Technik erfolgt in Bauchlage – zahlreiche weitere Arbeiten beschreiben die Rücken- oder Bauchlage. Die vorliegende Arbeit untersucht die Schraubenkorridore des ersten Sakralwirbels (S1-Korridor) mittels Münsteraner Dreieck, um zukünftig präoperativ eine Empfehlung zur Lagerung und Verwendung der intraoperativen Navigation aussprechen zu können.
Methodik: In der vorliegenden retrospektiven monozentrischen Studie eines universitären Maximalversorgers wurden aus dem Zeitraum 01/2017–02/2023 alle CT-Datensätze von Patienten analysiert, die bei Frakturen des hinteren Beckenrings mittels SI-Schraube operiert wurden. In allen drei Ebenen wurde der S1-Korridor standardisiert analysiert [1]. Den OP-Carbontisch sowie die ossären Korridore berücksichtigend erfolgte das Einzeichnen der geplanten SI-Schraube und die Bestimmung des Vestibulums (schmalster ap-Abstand im S1-Korridor) sowie der hieraus resultierenden Winkel (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Neben der deskriptiven Bestimmung der baseline characteristics der Patienten wurden die gemessenen Winkel zwischen den Gruppen (Bauch- vs. Rückenlage) verglichen und die Korrelationen zwischen den Patientendaten, den Winkeln, der OP-Dauer und der Verwendung von Navigation errechnet (p<0.05).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 302 Patienten eingeschlossen werden. Die Größe des Vestibulums und des Münsteraner Dreiecks weisen einen signifikanten Zusammenhang mit der Schnitt-Naht-Zeit auf (p<0,002). Der Innenwinkel des Münsteraner Dreiecks war bei den Patienten, welche mit intraoperativer Navigation operiert wurden, signifikant geringer (Median 114,7° vs. 122,3°, p<0,001). Die Größe des Vestibulums war bei den männlichen Patienten signifikant größer (p<0,001). Im Hinblick auf das Münsteraner Dreieck bestand kein Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Patienten (p=0,97). Die in Bauchlage operierten Patienten haben eine signifikant geringere Größe des Vestibulums (p<0,01). Das Münsteraner Dreieck der in Bauchlage operierten Patienten war signifikant geringer (104,5° Median vs. 121,4°, p<0,001). Die Bereite des Vestibulums und des Münsteraner Dreieck korrelieren mit der OP-Dauer, beeinflusst die intraoperative Lagerung des Patienten sowie die Nutzung der Navigation. Im eigenen Vorgehen wird bei einem Innenwinkel <115° des Münsteraner Dreiecks die operative Versorgung mittels SI-Schrauben in Bauchlage unter Einsatz eines Navigationssystems durchgeführt. Die präoperative Bestimmung des Münsteraner Dreiecks und der Vestibulumbreite kann hierfür ein gut nützliches Werkzeug sein.