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Der Knee-Shoulder-Test im bilateralen Röntgen – ein sinnvolles Tool zur Quantifizierung glenohumeraler Laxität?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die instabile, schmerzhafte Schulter (englisch: UPS, „Unstable Painful Shoulder“) betrifft meist junge Sportler, die seit einem Schultertrauma unspezifischen Schmerz beklagen. Bildgebende Verfahren sind oft negativ oder nicht wegweisend. Pascal Boileau beschrieb 2011 den KNEE-SHOULDER-Test (KST), bei dem Patienten im Sitzen abwechselnd das rechte und linke Knie mit beiden Händen festhalten und durch langsames Absenken des Knies passiven Zug auf die Schultern ausüben. Der Test gilt als positiv, wenn er die dem Patienten bekannten Schmerzen reproduzieren kann. Bisher wurde der KST nur klinisch beschrieben. Ziel dieser Studie war es, den KST mit bilateralen Röntgenbildern zu verknüpfen, um die glenohumerale Laxität zu quantifizieren.
Methodik: 25 Patienten, bei denen sich intraoperativ der Verdacht einer UPS mit Labrumläsion und Kapseldehnung bestätigte, erhielten präoperativ einen radiographischen KST. Auf den ap Röntgenbildern wurde beidseits ein neuer Winkel, GISA (Glenoid Inferior Subluxation Angle), bestimmt. GISA ist definiert durch die Linie vom oberen und unteren Rand des Glenoids sowie eine Linie, die ausgehend vom unteren Rand des Glenoids als Tangente den Humeruskopf berührt. Die Messungen wurden verblindet und wiederholt von drei Schulterchirurgen mit dem Online-Tool TYCHE durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit 22 radiographischen KSTs gesunder Subjekte verglichen. Berechnet wurde bei jedem KST die Differenz des GISA zwischen rechter und linker Seite. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-Test und logistischer Regression.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die inter- und intraobserver Reliabilität von GISA war exzellent (ICC > 0,9). Die Differenz des GISA zwischen rechter und linker Schulter lag bei Patienten mit einer UPS im Mittel bei 13,7° (SD=10,5). Bei gesunden Subjekten lag diese Differenz im Mittel bei 6,8° (SD=6,7). Der Unterschied zwischen Patienten (13,7°) und gesunden Subjekten (6,8°) war statistisch signifikant. Mittels logistischer Regression wurde in Abhängigkeit der Differenz des GISA die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer UPS berechnet: Bei einer Differenz von 5° lag die Wahrscheinlichkeit einer UPS bei 3%; bei 15° war die Wahrscheinlichkeit 53% und bei 25° betrug die Wahrscheinlichkeit 75%.
Durch die Bestimmung der beidseitigen Differenz des GISA ist der radiographische KST ein sinnvolles Tool zur Quantifizierung glenohumeraler Laxität und kann bei der Diagnostik einer UPS herangezogen werden.