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Optimierte Gewebekultur mit Thioglykolatansatz in der mikrobiologischen Diagnostik der periprothetischen Infektion – können wir auf die Implantatsonikation verzichten?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Dem mikrobiologischen Keimnachweis kommt sowohl in der Diagnosestellung, als auch in der gezielten systemischen und lokalen Antibiotikatherapie bei periprothetischer Infektion (PPI) eine entscheidende Rolle zu.Die Sonikation von Implantaten kann den Erregernachweis verbessern, wobei die Standardgewebeprobe aus mehreren infizierten Gelenkanteilen weiter den Goldstandard bildet. Diese Studie vergleicht die Ergebnisse eines neu etablierten Verfahrens der optimierten Präanalytik bei Gewebeproben mit der Sonikation.
Methodik: In dieser prospektiven Pilotstudie wurden Patienten mit chronischer periprothetischer Infektion und geplantem Prothesenwechsel im Rahmen eines zweizeitigen Wechselkonzeptes zwischen Oktober 2021 und 2022 eingeschlossen. Jeweils 20 Gewebeproben wurden aus den infektionsverdächtigen Bereichen entnommen und auf 4 Gruppen verteilt. Die Gewebeproben wurden nach Standard ohne Zusätze und in Thioglykolatkulturlösung bei 3 unterschiedlichen Temperaturen (Raumtemperatur, 4°C, 37° für 24 h) kultiviert und für 14 Tage bebrütet. Singuläre Keimnachweisen wurden als Kontamination gewertet. In einer Vorstudie konnte hier ein Mehrwert des Ansatzes in Thioglykolat mit Hinblick auf die Reduktion von kultur-negativen Infektionen gezeigt werden.
Zusätzlich erfolgte mindestens eine Sonikationskultur nach einem etablierten Standard.
Die Studie wurde durch die Stiftung Endoprothetik gefördert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 63 Patienten mit zusätzlich erfolgter Sonikation konnten in die Studie eingeschlossen werden (26 m, 37 f, 37 Knie, 26 Hüfte). 25% (16/63) der Patienten hatten eine kürzlich erfolgte oder laufende Antibiotikatherapie.
Signifikant häufiger erfolgte ein Keimnachweis in der Sonikation (60%, 38/63) als im Standardverfahren (48%, 30/63) und den Thioglykolatgruppen (48% – 30/63; 51% 32/63; 46% 29/63) (p=0,01). Zwischen dem Standardverfahren und den Thioglykolatgruppen konnten keine Unterschiede nachgewiesen werden.
In einer Subgruppenanalyse der Konkordanz zwischen der Sonikation und dem Ansatz in Thioglykolat war das Wachstum in 32% (20/63) der Fälle konkordant. 8% (5/63) der Patienten hatten einen Keimnachweis in den Thioglykolatkulturen, während kein Keim im Sonikat gewachsen ist. Umgekehrt hatten 11% (7/63) der Patienten einen Keimnachweis in der Sonikation bei denen die Thioglykolatkultur negativ blieb.
Zwischen der Sonikation und dem Standardverfahren gab es in 38% (24/63) der Fälle konkordantes Wachstum. 14% (9/63) Patienten hatten einen Keimnachweis in der Sonikationskultur bei negativer Gewebekultur, umgekehrt konnte bei 2% (1/63) der Patienten ein Keimnachweis im Standardansatz erbracht werden, die eine negative Sonikationskultur hatten.
Trotz umfangreicher Anstrengungen die Kulturausbeute der konventionellen Gewebekultur m zu verbessern, zeigt sich die Sonikationskultur in dieser Studie überlegen. Es sollten somit bei Patienten mit V.a. PPI immer eine Sonikation der Implantate erfolgen.