Artikel
Die ambulante intravenöse Antibiotikatherapie (APAT) bei Patienten mit komplizierten Periimplantatinfektionen ist ein sicheres und wirksames Verfahren
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Periprothetische Infektionen (PJI) stellen eine schwerwiegende Komplikation mit hoher Morbidität dar. Vor dem Hintergrund der internistisch-orthopädischen Komplexizität der Fälle, zunehmender bakterieller Resistenzen sowie der begrenzten Verfügbarkeit wirksamer oraler Antibiotika besteht häufiger die Notwendigkeit zur intravenösen Antibiotikagabe. Kann die APAT hier eine sichere und wirksame Option sein, um die betroffenen Patienten außerhalb des stationären Sektors weiter zu behandeln?
Methodik: In einer monozentrischen, retrospektiven Auswertung wurden 89 Fälle, die mit einer APAT versorgt worden, bzgl. ihrer gewonnenen Erreger, der gewählten Antibiose, der Indikation zur APAT und zum Follow-up untersucht.
Ergebnisse: Zwischen 05/21–01/24 wurden 61 PJIs, 15 Wirbelsäuleninfekte incl. Spondylodiszitiden und 13 native Knochen- und Gelenkinfektionen mit einer APAT therapiert. Bzgl. des Erregerspektrums dieser Kohorte konnten stark resistente Staph. epidermidis Stämme, Staph.aureus-Infektionen mit begleitenden komplizierten Staph. aureus-Bakteriämien sowie komplizierte Mischinfektionen nachgewiesen werden (vgl. Abbildung 1 [Abb. 1]). Auch verzeichneten wir ein vermehrtes Auftreten von Streptokokken-Infektionen, v.a. im PJI- Bereich. Indikationen zur APAT zeigt Tabelle 1 [Tab. 1]. Die gewählten Antibiotika-Präparate zeigt Abbildung 2 [Abb. 2]. Mit den gewählten Therapien konnte bis dato für alle Patienten bis einschließlich 06/23 eine Infektfreiheit über Kontrollen in der Ambulanz gezeigt werden.
Die Patientenzufriedenheit und die Compliance waren sehr hoch (89%). In über 90% der Fälle traten keine Komplikationen (häufigste: Katheterprobleme) auf.
Diskussion: Die APAT stellt eine sichere und zuverlässige Therapieoption zur ambulanten Fortsetzung der Antibiotikatherapie bei Infektionen des Bewegungsapparates dar. Bei zunehmenden Kosten- und Kapazitätsdrucks im stationären Sektor bietet diese Methode eine gute Alternative. Die Indikation zur APAT sollte individuell und risikoadaptiert gestellt werden. Der ambulante Sektor muss für die Etablierung der APAT finanziell und strukturell unterstützt werden. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Überlegenheit der APAT gegenüber der oralen Gabe in der Langzeitbeobachtung zu prüfen.