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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Eine flache Rekonstruktion des Innenbandkomplexes kann die nativen Gelenkskinematik bei anteromedialer Instabiliät wiederherstellen – eine robotische biomechanische Untersuchung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Adrian Deichsel - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Christian Peez - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Michael J. Raschke - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Alina Albert - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Mirco Herbort - OCM München, München, Germany
  • Christian Fink - Gelenkpunkt, Innsbruck, Austria
  • Christoph Kittl - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • Elmar Herbst - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB38-2668

doi: 10.3205/24dkou158, urn:nbn:de:0183-24dkou1584

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Deichsel et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Insuffizienzen des superfiziellen medialen Kollateralbandes (sMCL) des Kniegelenkes führen zu einer anteromedialen Rotationsinstabilität. Diese wird mit bisher gängigen Rekonstruktionsverfahren nicht suffizient adressiert. Ziel dieser Studie war daher die Validierung einer flachen Rekonstruktion des Innenbandkomplexes bei anteromedialer Instabilität des Kniegelenks. Es wurde angenommen, dass hierdurch eine physiologische Kniekinematik wiederhergestellt werden kann.

Methodik: Für diese Studie wurden 8 Körperspenderpräparate verwendet und in einem robotergestützten Testaufbau mit 6 Freiheitsgraden untersucht. Folgende kraftkontrollierten klinischen Laxitätstests wurden unter 200 N axialer Kompression in 0°, 30°, 60° und 90° Flexion durchgeführt: 8 Nm Valgus, 5 Nm Außenrotation (AR), 89 N anteriore tibiale Translation (ATT) und ein anteromedialer Schubladentest bestehend aus 89 N ATT-Kraft unter 5 Nm AR. Nach der Bestimmung der nativen Kniekinematik wurde das sMCL durchtrennt, gefolgt vom tiefen MCL (dMCL), sowie dem darüberliegenden anteromedialen Retinaculum. Anschließend wurde eine flache Rekonstruktion des Innenbandkomplexes mittels ipsilateraler Semitendinosussehne, unter Verwendung eines rechteckigen Femurkanals und einer flachen Tibiaverankerung mit Fadenankern durchgeführt. Die Zustände wurden mittels gemischter linearer Modelle mit posthoc Dunnet-Korrektur verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Durchtrennung des sMCL führte zu einer statistisch signifikanten Destabilisierung des Knies in Valgus, Außenrotation, anteriorer tibialer Translation und anteromedialer Translation in allen getesteten Flexionswinkeln (p < 0,05). Eine kombinierte Instabilität des sMCL und dMCL führte zu einer weiteren signifikanten Zunahme des vorgenannten Instabilitätsmusters (p < 0,05). Eine flache Rekonstruktion des Innenbandkomplexes reduzierte signifikant die Instabilität in allen getesteten Bewegungen (p < 0,05). Hierdurch konnte dabei eine physiologische Gelenkkinematik erzielt werden ohne signifikante Unterschiede zum nativen Kniegelenk (p = n.s.).

Eine Insuffizienz des sMCL und dMCL führt zu einer zunehmenden Instabilität in Valgus, Außenrotation, anteriorer Translation und anteromedialer Translation, die durch eine flache Rekonstruktion des Innenbandkomplexes reversibel ist. Klinisch ist daher bei ausgedehnter medialer und anteromedialer Rotationsinstabilität eine Rekonstruktion mit einem flachen Transplantat, ähnlich der nativen Bandanatomie, vorzuziehen.

Abbildung 1 [Abb. 1]