gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Femorale Außenbandosteotomie vs. Fibulaosteotomie bei komplexen Tibiakopffrakturen: Outcome und Komplikationsanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eduard Witiko Unger - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Frankfurt am Main, Germany
  • Stefan Buschbeck - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Frankfurt am Main, Germany
  • Yves Gramlich - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
  • Reinhard Hoffmann - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Frankfurt am Main, Germany
  • Stefan Barzen - BG Unfallklinik Frankfurt am Main gGmbH, Frankfurt am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB36-3015

doi: 10.3205/24dkou148, urn:nbn:de:0183-24dkou1480

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Unger et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des Tibiakopfs sind mit einer Inzidenz von 10,3/100.000 (1%) an allen Frakturen eine eher seltene Frakturentität (Elsoe 2015). Allerdings gehören gerade B3 und C3 Frakturen mit Beteiligung der posterolateralen Gelenkfläche zu den schweren und häufig sehr komplex zu versorgenden Frakturentitäten der unteren Extremität.

Eine optimale Reposition der Gelenkfläche ist direkt mit einem verbesserten Outcome verbunden (Singleton 2017). Diese kann insbesondere durch direkte Visualisierung der Fraktur über direkt posteriore oder erweitert laterale Zugänge erreicht werden.

Die Osteotomie der Fibula bzw. die femorale Außenbandosteotomie stellen hier hilfreiche Erweiterungen dar (Krause 2019).

Methodik: In einem Zeitraum von Februar 2020 bis Dezember 2022 wurde an einem überregionalen Traumazentrum im Zuge einer retrospektiven Datenanalyse das postoperative Outcome sowie aufgetretene Komplikationen von Patienten mit schwerer Tibiakopffraktur (AO B3/C) mit posterolateraler Gelenkflächenbeteiligung, bei denen zur Frakturvisualisierung der operative Zugang zum Kniegelenk entweder durch eine femorale Osteotomie des Außenbands oder durch Osteotomie der Fibula erweitert wurde, untersucht.

Das Outcome wurde anhand aufgetretener Komplikationen (Infektion, Revision, Nervenschaden, knöcherne Konsolidierung), der in einer postoperativen CT-Bildgebung erfassten Reposition der posterolateralen Zone sowie anhand des funktionell erreichten Outcomes analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 21 Patienten eingeschlossen werden. Es lagen 13 C3, 1 C2 und 7 B3 Frakturen vor. Bei 12 Patienten erfolgte eine operative Erweiterung des Zugangs zum Kniegelenk durch eine femorale Außenbandosteotomie, bei 9 durch Fibulaosteotomie. Das mittlere Alter lag im gesamten Kollektiv bei 49 ±15 Jahren, 16 Patienten waren weiblich, das mittlere Follow-up betrug 52 (SD ±31) Wochen. Das Kollektiv nach Fibulaosteotomie zeigte in 4 Fällen eine maximale Stufe der posterolateralen Zone von <2 mm, in 5 Fällen von <4 mm.

Das Kollektiv nach Außenbandosteotomie zeigte in Gänze eine posterolaterale Gelenkstufe von <2 mm. 1 Patient zeigte nach Außenbandosteotomie eine persistierende Beeinträchtigung des N. peroneus.

Insgesamt zeigten sich alle Frakturen konsolidiert. Es traten keine postoperativen Infektionen sowie keine Knieinstabilitäten auf.

Zugangserweiterungen stellen eine wertvolle Ergänzung dar, sodass im Großteil der Fälle eine sehr gute Reposition der posterolateralen Zone erreicht werden konnte. Im Vergleich ermöglichte die femorale Außenbandosteotomie eine bessere Reposition der Gelenkfläche. Nach Fibulaosteotomie zeigte sich keine Affektion des N. peroneus am ehesten aufgrund der im Gegensatz zur femoralen Außenbandosteotomie hier regelhaften Neurolyse und Darstellung des N. peroneus. Die erhöhte operative Invasivität sowie die Osteotomie zeigten keine negativen Effekte auf das Outcome.

Weitere prospektive Studien bezüglich des Outcomes nach Zugangserweiterung zum Kniegelenk sind notwendig und werden derzeit durchgeführt.