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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Einfluss kniespezifischer Symptome auf den funktionellen Status und Lebensqualität nach operativ behandelter Tibiakopffraktur: Eine Korrelationsanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Herold - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Hannah Eymann - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Felix Lohse - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Emilie Dagmar Lorenz - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Eric Jörg Walther - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Marcel Mäder - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Konrad Kamin - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden, Germany
  • Klaus-Dieter Schaser - UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB36-3432

doi: 10.3205/24dkou146, urn:nbn:de:0183-24dkou1461

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Herold et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Tibiakopffrakturen sind mit einer Prävalenz von 1–2% selten, in der Inzidenz aber zunehmend und stellen in ihrer Komplexität und Morbidität eine rekonstruktive Herausforderung dar. Das Risiko für eine, durch Gelenkinkongruenz und Knorpelschäden getriggerte, posttraumat. Gonarthrose liegt zwischen 9–44%, welche zu schlechter Kniegelenksfunktion und Schmerzen führt. Studien zur mittel-/ langfristigen postop. Kniegelenksfunktion und Lebensqualität nach Tibiakopffraktur sind im Design eher heterogen und nur limitiert verfügbar. Ziel war die retrospektive Analyse der mittel-/langfristigen postop. Kniegelenksfunktion und Lebensqualität nach Tibiakopffraktur.

Methodik: Retrospektiv wurden alle Tibiakopffrakturen (41.B1-C3 n.AO oder Luxationsfrakturen n. Moore 1–5) von 12/2015 bis 03/2023 (n=409) analysiert. Zur Datenerhebung diente der Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), in Bezug auf die Erwerbstätigkeit der Polytrauma-Outcome-Chart (POLO-Chart). Die statistische Analyse erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Aktuell wurden bei 71 von 409 Patienten die Daten erhoben (Tabelle 1). Das mittlere Follow-up beträgt 5,6 Jahren (Range 0,6–8,8). Der mittlere KOOS-Score lag insg. bei 70,1 ± 21,4%, für die B-/C-Fx bei 72,7 ± 21,8% und für die Luxationsfx. n. Moore bei 65,4 ± 20,4%. Die Subskalen ergaben: kniespezifische Symptome 76,9 ± 18,7% (B-/C-Fx: 79,9 ± 17,6% vs. Lux.-Fx: 71,5 ± 19,9%), Schmerz 78,8 ± 20% (B-/C-Fx: 79,9 ± 20,6% vs. Lux.-Fx: 74 ± 18,3%), Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) 77,7 ± 19,6% (B-/C-Fx: 78,7 ± 21% vs. Lux.-Fx: 75,9 ± 17,1%), Sport und Freizeit 55,7 ± 30,5% (B-/C-Fx: 60,6 ± 28,4% vs. Lux.-Fx: 47,1 ± 33%) und allgemeine Lebensqualität 53,7 ± 30% (B-/C-Fx: 57,6 ± 31,3% vs. Lux.-Fx: 46,4 ± 26,5%). Die Auswertung des POLO-Charts zeigte, dass 12 Pat. unfallbedingt finanzielle Nachteile erlitten, 7 Pat. einen Arbeitsplatzwechsel oder eine Umschulung absolvierten, 2 Pat. a.G. des Unfalls berentet und 4 Pat. arbeitslos wurden. Es bestand eine signifikante Korrelation zwischen allen Subskalen des KOOS und dem KOOS-Gesamtscore (p < 0,05, Odds-Ratio 0,95). Eine signifikante Korrelation zwischen KOOS-Score und den AO-Frakturtypen bestand nicht (p=0,196). Bei der Analyse der Luxationsfrakturen n. Moore bestand eine signifikante Korrelation zwischen den Subskalen ADL (p=0,048)und allg. Lebensqualität (p=0,007).

Die Ergebnisse demonstrieren klar den Einfluss kniespezifischer Symptome nach Tibiakopffraktur auf die postop. Lebensqualität und das Berufsleben. Unabhängig von der Art der operativen Versorgung sind Luxationsfrakturen im Vergleich zu klassischen B-/C-Verletzungen mit einer schlechteren postop. Kniegelenksfunktion und konsekutiv reduzierten Lebensqualität assoziiert. Diese funktionellen Defizite führen in einer relevanten Anzahl zu negativen beruflichen und sozialen Folgen.