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Einfluss der Lokalen Infiltrationsanästhesie (LIA) auf den postoperativen Pflegebedarf nach proximaler Femurfraktur
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Hüftgelenksnahe Frakturen zählen zu den häufigsten Frakturen in Deutschland und gehen bei geriatrischen Patienten oft mit einer Verschlechterung der Pflegesitutation einher. Die Verbindung zwischen verminderter Selbstständigkeit und prolongierten Schmerzen im Operationsgebiet ist gut dokumentiert. In der Knieendoprothetik wurde bereits eine verbesserte Schmerzkontrolle in den ersten 24 Stunden durch die perioperative lokale Infiltrationsanästhesie (LIA) nachgewiesen. Für geriatrische Femurfrakturen ist dieser neuwertige Ansatz noch nicht ausreichend untersucht. Eine schnellere Wiedererlangung der Selbstständigkeit besitzt das Potential, Pflegebedürftigkeit zu verhindern und hohe Kosten für das Gesundheitssystem zu minimieren.
Methodik: In einem Klinikum der Maximalversorgung wurden 38 Patienten über 70 Jahren im Zeitraum von 01/2023 bis 01/2024, welche bei einer Fraktur des proximalen Femurs infolge eines Sturzes operativ (Duokopfprothese oder Marknagel) versorgt wurden, prospektiv eingeschlossen. Bei der LIA wurde unmittelbar vor Operationsende eine standardisierte Infiltration mit Morphin, Ropivacain und Adrenalin durchgeführt.
Zur Beurteilung der Pflegebedürftigkeit wurde der Barthel Index retrospektiv vor Sturzereignis, zwischen dem 5. und 7. Tag, sowie nach 6 Wochen erhoben. Anschließend wurde die prozentuale Veränderung des Indexwerts, ausgehend vom präoperativen Zustand, zwischen den Gruppen verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 38 untersuchten Patienten wurden 13 mit LIA und 25 Patienten ohne LIA versorgt. Der Altersdurchschnitt war vergleichbar (82,1±3,5 vs. 82,0±6,2 Jahre, p=0,95), ebenso der Charlson Comorbidity Index (4,1±1,0 vs. 5,0±1,8, p=0,86) und Barthel Index vor Sturzereignis (98,8±3,0 vs. 95,6±10,0, p=0,63).
Zum ersten Erhebungszeitpunkt um den 6. postoperativen Tag war der Barthel-Index in der LIA-Gruppe im Mittel um 30,4% gefallen während er in der Kontrollgruppe um 46,7 % sank (p<0,05). Nach 6 Wochen bestand zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied mehr im Vergleich zum Zeitpunkt vor Sturz (7,3% vs. 5,7%, p=1,00).
Die Ergebnisse legen nahe, dass die perioperative lokale Infiltrationsanästhesie bei Hüftfrakturen den postoperativen Pflegebedarf reduzieren könnte, insbesondere in den ersten Tagen nach der Operation. Die signifikant geringere Senkung des Barthel-Index in der LIA-Gruppe deutet auf eine verbesserte Selbstständigkeit hin. Die wäre zum einen bedeutend für das Wohlbefinden der Patienten und würde zum anderen Pflegepersonal entlasten, und Potential für die Optimierung der Ressourcennutzung bieten.