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Auswirkungen von Covid-Pandemie-bedingten Hygienemaßnahmen einer Versorgungseinheit für integrierte Traumatologie im Alter auf das Vorkommen allgemeiner Komplikationen bei Patienten mit hüftgelenksnahen Femurfrakturen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Im hohen Alter mobil zu bleiben, trägt wesentlich zur Eigenständigkeit und Lebensqualität von SeniorInnen bei. Daher sind Frühmobilisation und Wiederherstellung des funktionellen Zustandes und Autonomie nach einer sturzbedingten Fraktur für ältere Patienten von höchster Priorität. Multimorbidität, Polypharmazie sowie alterstypische Merkmalkomplexe wie das Frailty Syndrom, Fehlernährung und die Sarkopenie spielen zudem eine zentrale Rolle, indem sie das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und bleibenden alltagsrelevanten Funktionsverlusten signifikant erhöhen. An unserem Klinikum werden besonders gefährdete geriatrische Patienten durch gezieltes Screening identifiziert und unserer geriatrischen Frühkomplexbehandlung auf der Versorgungseinheit für integrierte Traumatologie im Alter angeschlossen. In Zeiten der Corona-Pandemie wurden auch auf unsere geriatrische Traumatologie entsprechende Hygieneschutzmaßnahmen gemäß der damals geltenden Bundesregierungsanordnung eingehalten: Kontaktbeschränkungen unterschiedlichen Ausmaßes (Verzicht von Gruppentherapien, gemeinsames Essen usw.), Besuchsverbote, Isolations- und Quarantänemaßnahmen. Das führte teilweise zu Einschränkungen bei der Durchführung diverser Therapiemaßnahmen im Rahmen des geriatrischen Behandlungskonzeptes.
Methodik: Erhoben werden im Behandlungsverlauf aufgetretene alterstypische Komplikationen (Delir, Pneumonien, Dekubiti, Harnwegsinfekte etc.) aus verschiedenen Zeiträumen der letzten Jahre vor- und während der Pandemie. Eingeschlossen wurden PatientInnen mit proximalen Femurfrakturen, die auf unserer alterstraumatologischen Station behandelt wurden. Die Patienten werden in unterschiedliche Quartale eingeteilt. Hierdurch wird ein saisonaler Vergleich der Daten möglich. Die Auswahl erfolgt konsekutiv. Bislang wurden 193 PatientInnen eingeschlossen, anteilig 128 Krankheitsverläufe während der Covid-Pandemie, 65 Krankheitsverläufe vor der Covid-Pandemie. Das Durchschnittsalter lag bei 84,84 Jahren.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigt sich eine deutliche Erhöhung der Delir-Rate von 35,4% (vor der Covid-Pandemie) auf 41,4% (während der Covid-Pandemie). Zudem kam es zu einer Erhöhung von klinisch wirksamen akuten respiratorischen Verschlechterungen von 18,5% auf 22,7%. Diese Ergebnisse sind aktuell im durchgeführten Qui-Quadrat-Test noch nicht signifikant. Hinsichtlich weiterer allgemeiner Verlaufskomplikationen (Pneumonien, Harnwegsinfektionen, Dekubiti, Nierenversagen, schwere depressive Episoden) zeigten sich die Ergebnisse bislang bei der aktuell noch begrenzten Fallzahl vor- und während der Covid-Pandemie vergleichbar. Eine weitere Datenerhebung bzw. Fallerhöhung wird durchgeführt und ggf. auf signifikante Unterschiede hinweisen oder das derzeitige Behandlungskonzept einer Versorgungseinheit für integrierte Traumatologie im Alter als robustes Versorgungskonstrukt gegenüber Pandemie-bedingter Einschränkungen ausweisen.