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Tibiale Umstellungsosteotomie (HTO) und zeitgleicher unikondylärer Ersatz (UKA) – erfolgsversprechend?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die unikondyläre Knieteilprothese (UKA) ist effektiv bei isolierter medialer Gonarthrose mit 10-Jahres-Standzeiten von 85–98%, vergleichbar mit der Knietotalendoprothese (TKA). Die postoperativ optimale mechanische Beinachse ist entscheidend, Varus-/Valgusabweichungen >10° sind klassisch Kontraindikationen. Intra- und extraartikuläre Ursachen müssen dabei unterschieden werden. Mit der UKA können intraartikuläre Abweichungen korrigiert werden; eine hohe tibiale Umstellungsosteotomie (HTO) kann zusätzlich extraartikuläre Ursachen adressieren. Aktive Patienten mit medialer Kompartimentdegeneration profitieren von der UKA, da gesunde Kompartimente und Kreuzbänder erhalten bleiben, bei kürzerer Rehabilitationszeit.
Analyse von Langzeitergebnissen einer kombinierten HTO/UKA bei isolierter medialer Gonarthrose mit extraartikulärer Achsabweichung.
Methodik: Retrospektive Analyse von Patienten (2010–2020) mit isolierter medialer Gonarthrose und extraartikulärer Achsabweichung nach kombinierter HTO/UKA, Nachbeobachtungszeitraum >/=36 Monate. Einschlusskriterien: Alter >/=18, regelmäßige klinisch-radiologische Kontrollen, prä-/postoperative Röntgen-Ganzbeinaufnahmen, Kellgren & Lawrence Grad 3&4. Ausschlusskriterien: Revisionsendoprothetik, Begleiteingriffe am Knie (außer HTO), fehlende Röntgenkontrollen. Propensity-Score Matching gebildete Vergleichsgruppe (isolierte UKA, Varus/Valgus <10°). Analyse von Basisdaten (Symptomdauer, Operationszeit, Blutverlust, Krankenhausverweildauer, postoperative Komplikationen) sowie PROMs. Zwei Untersucher analysierten prä-/postoperative Röntgenbilder bzgl. Ganzbeinachse, Abweichung vom Kniezentrum, Implantatlockerung/-versagen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Inkludiert wurden 21 Patienten (w, n=3) nach kombinierter HTO/UKA. Durchschnittsalter: 58±6 Jahre, BMI: 27,8 kg/m². Vergleichsgruppe: isolierte UKA (21 Patienten; w, n=3; Alter: 58±7 Jahre, BMI: 26,79 kg/m²). Die HTO/UKA-Operation dauerte länger (109±11 Min vs. UKA 67±16 Min, p<0,001) mit höherem Blutverlust (100±78ml vs. UKA 54±50 ml). Der präoperative OKS (HTO/UKA 28,56±9,32 vs. UKA 26,67±6,18) und COMI (HTO/UKA 5,34±2,52 vs. UKA 6,01±1,29) verbesserten sich postoperativ (OKS: HTO/UKA 43,05±8,7 vs. UKA 43,16±5,67; COMI: HTO/UKA 1,16±2,26 vs. UKA 1,32±1,82), ohne signifikanten Gruppenunterschied. Präoperativ höherer Varus (10,0±4,5° vs. UKA 5,1±2,8°, p<0,001) und MAD (33±27 mm vs. UKA 7±17 mm, p<0,001) in der HTO/UKA-Gruppe. Postoperativ signifikante Reduktion auf Varus 3,19±3,63 (UKA 2,51±2,30) und MAD 11±13 mm (UKA 7±9 mm). Unerwünschte Ereignisse: HTO/UKA (2x Vollprothesenwechsel, 2x Osteosynthesematerialentfernung, 1x Wundrevision); UKA (1x Vollprothesenwechsel).
Die kombinierte HTO/UKA ermöglicht eine sichere Implantation unikondylärer medialer Knieprothesen trotz schwerer extraartikulärer Achsabweichung. Operationszeit und Krankenhausverweildauer sind länger als bei isolierter UKA, doch klinisch-radiologische Kurz- und Langzeitergebnisse sind vergleichbar. Diese Methode kann die frühzeitige TKA verhindern.