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Der dorsale Zugang zum Daumensattelgelenk – langfristige Ergebnisse in der Versorgung von Bennett-Frakturen
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Partiell intraartikuläre Frakturen der Basis des ersten Mittelhandknochens, die Bennett-Frakturen, sind instabile Frakturen mit hohem Dislokationsrisiko [1]. Durch offene Reposition werden Gelenklücken und -stufen adressiert und das Risiko einer posttraumatischen Arthrose minimiert [2]. Üblicherweise werden Bennett-Frakturen über einen radio-palmar gelegenen Zugang mit Ablösung der Thenarmuskulatur versorgt [3]. Als Alternative wurde ein dorsaler Zugang zur Basis des ersten Mittelhandknochens gewählt. Ziel der Studie ist die Evaluation der langfristigen Behandlungsergebnisse.
Methodik: Über einen dorsal angelegten Zugang zum Daumensattelgelenk wurden Bennett-Frakturen dargestellt, die Gelenkfläche rekonstruiert und die Fraktur mittels Zugschraubenosteosynthese stabilisiert. Postoperativ wurde eine Daumenschiene für 4 Wochen angelegt, die Belastung begann ab der 6. Woche.
In einer Nachuntersuchung wurde der Bewegungsumfang des Daumens sowie die Kraftentwicklung der Hand mit der Gegenseite verglichen. Die Funktion der Hand wurde mit dem DASH Fragebogen und dem deutschen Thumb Disability Examination (TDX-G) Fragebogen erhoben.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Behandlungszeitraum von 2007 bis 2022 wurden 53 Patienten mit einer Bennett-Fraktur operativ über einen dorsalen Zugang behandelt. 32 Patienten (4 Frauen) konnten nachuntersucht werden. Präoperativ bestand bei 25 Patienten eine Gelenkstufe von 1,3 mm (0,3–4,9) und bei 27 Patienten eine Gelenklücke von 3,2 mm (0,6–12,1). Die Operationsdauer betrug 42 Minuten (30–95). Es wurden 3 Zugschrauben mit einem Durchmesser von 1,5–2,3 mm und einer Länge von 16 mm (13–19) verwendet. Postoperativ bestand bei 18 Patienten Gelenkkongruenz, 12 Patienten hatten eine Gelenkstufe von 0,5 mm (0,2–1,5) und 5 eine Gelenklücke von 0,8 mm (0,7–1).
Nach 8,2 Jahren (2,2–16,7) fanden sich keine signifikanten Seitendifferenzen in der Beweglichkeit des Daumens, der Handspanne und im Kraft-, Schlüssel- und Pinzettengriff (p<0,05). Signifikante Unterschiede zur Gegenseite ergaben sich bei der Radialabduktion (-5% auf 34,2°; p=0,021) und in der Palmarabduktion (-6% auf 33,3°; p=0,17). Im DASH Fragebogen wurden 4,6 Punkte (0–47,5) und im TDX-G 5,7 Punkte (0–48,8) erreicht.
Der dorsale Zugang ermöglicht eine sehr gute Reposition und Stabilisierung von Bennett-Frakturen ohne Traumatisierung der Thenarmuskulatur. Abgesehen von einer reduzierten Abduktion profitieren die Patienten langfristig von einer sehr guten Handfunktion. Der dorsale Zugang ist somit eine praktikable Alternative zu etablierten Verfahren.
Literatur
- 1.
- GEDDA KO. Studies on Bennett's fracture; anatomy, roentgenology, and therapy. Acta Chir Scand Suppl. 1954;193:1-114.
- 2.
- Kjaer-Petersen K, Langhoff O, Andersen K. Bennett's fracture. J Hand Surg Br. 1990 Feb;15(1):58-61. DOI: 10.1016/0266-7681_90_90049-a
- 3.
- GEDDA KO, MOBERG E. Open reduction and osteosynthesis of the so-called Bennett's fracture in the carpo-metacarpal joint of the thumb. Acta Orthop Scand. 1952;22(1-4):249-57. DOI: 10.3109/17453675208989009