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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Die Genauigkeit von gängigen diagnostischen Verfahren zur Bestimmung einer Infektionspersistenz vor Replantation im Rahmen eines zweizeitigen Wechsels bei periprothetischen Gelenkinfektionen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Markus Luger - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Alexander Bumberger - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Constantin Cik - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Irene Sigmund - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB30-2659

doi: 10.3205/24dkou111, urn:nbn:de:0183-24dkou1117

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Luger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Der zweizeitige Wechsel ist weiterhin der Goldstandard zur Behandlung periprothetischer Gelenkinfektionen (PPI). Die Bestimmung des idealen Zeitpunktes zur Replantation, sowie der Ausschluss einer persistierenden Infektion gestalten sich jedoch oftmals schwierig. Ziel dieser Studie war es, gängige Verfahren zur Diagnostik einer Infektionspersistenz hinsichtlich ihrer Performance bei Replantation zu evaluieren und untereinander zu vergleichen. Ebenso wurde die Prothesenüberlebenszeit nach Replantation für die jeweiligen Marker analysiert.

Methodik: Von Jänner 2015 bis Jänner 2021 wurden insgesamt 101 Patienten mit zweizeitigem Wechsel bei PPI in diese Studie eingeschlossen. Das mediane follow-up war 24 Monate (Interquartilsabstand: 11–41 Monate).Eine Reinfektion bzw. Persistenz einer Infektion wurden wie folgt definiert: 1) weitere(r) Revisionseingriff(e) am betroffenen Gelenk innerhalb des follow-up Zeitraumes aufgrund einer Infektion, 2) Reinfektion desselben Gelenkes mit dem gleichen oder neuem Mikroorganismus, 3) suppressive Antibiotikagabe aufgrund einer weiterhin bestehenden Infektion oder 4) chronische Infektion ohne antimikrobielle Therapie (z.B. chronische Fistel). Mittels Receiver-Operating-Charakteristik (ROC) Analysen wurden die idealen Grenzwerte für alle Parameter bestimmt und deren Fläche unter der Kurve (AUC) berechnet und untereinander mittels z-Test verglichen. Zusätzlich wurden die infektfreien Prothesenüberlebensraten für alle Parameter mit Kaplan-Meier-Kurven analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die AUCs der Serumparameter C-reaktives Protein, Leukozytenzahl, Prozentsatz der neutrophilen Granulozyten (Serum-%NG), Albumin und Fibrinogen wurden mit 0,547 (95%-Konfidenzintervall: 0,378–0,715), 0,517 (0,415–0,619), 0,523 (0,371–0,676), 0,577 (0,405–0,749), 0,489 (0,384–0,594) berechnet. Die AUCs der Leukozytenzahl und Kultur aus der Synovialflüssigkeit waren 0,440 (0,375–0,505), 0,460 (0,406–0,514) und die der Gewebekultur, Sonikation und Histologie 0,457 (0,420–0,493), 0,482 (0,457–0,507), 0,350 (0,207–0,493).Sensitivitäten reichten lediglich von 0–50%, Spezifitäten von 22,2–96,4%. Fälle mit Serum-%NG > 70 wiesen in der Kaplan-Meiner Analyse eine signifikant längere Prothesenüberlebenszeit auf (p=0,021), für alle weiteren Parameter konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Keiner der analysierten Parameter konnte zum Zeitpunkt der Replantation mit ausreichender Genauigkeit eine persistierende Infektion identifizieren oder eine folgende Reinfektion vorhersagen. Etwaige positive Testergebnisse vor und während Replantation beeinflussten die Prothesenüberlebensraten nicht. Lediglich ein erhöhter Prozentsatz der neutrophilen Granulozyten (>70) im Serum könnte auf ein früheres Versagen hinweisen.