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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024)

22. - 25.10.2024, Berlin

Die Ausbildung der avaskulären Talusnekrose bei talarer Luxation in Abhängigkeit begleitender Bandverletzungen – prospektive Untersuchung zu MRT-Morphologie und klinischem Outcome

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Hans Brakopp - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Philipp Schenk - Koordinationsabteilung Wissenschaft, Forschung und Lehre, BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Halle, Germany
  • John Hanke - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Ingmar Kaden - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Institut für Radiologie und Neuroradiologie, Halle (Saale), Germany
  • Sebastian Schilde - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Philipp Kobbe - BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2024). Berlin, 22.-25.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAB28-2382

doi: 10.3205/24dkou099, urn:nbn:de:0183-24dkou0996

Veröffentlicht: 21. Oktober 2024

© 2024 Brakopp et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die talare Luxation (TL) ist mit nur 1% aller Verletzungen des Fußes eine seltene aber schwerwiegende Verletzung, welche im Verlauf zu einer avaskulären Talusnekrose (aTN) führen kann. Risikofaktoren für die Ausbildung einer aTN und klinisches Outcome werden in der Literatur kontrovers diskutiert. Die große Bedeutung der A. tib. posterior für die Durchblutung des Talus sowie das Risiko für die Ausbildung einer aTN sind bekannt [1]. Ziel der Arbeit ist es einen Zusammenhang zwischen dem Muster der ligamentären Begleitverletzung und der topographischen Perfusionsstörung des Talus zu untersuchen.

Methodik: Es wurden retrospektiv Daten von 13 Patienten mit einer TL eines überregionalen Traumazentrums im Zeitraum von 02/2017 bis 10/2022 erhoben. In einer prospektiven Nachuntersuchung wurden fußspezifische Scores (AOFAS, EFAS, VAS FA) sowie die MR-morphologische Sicherung der aTN erhoben. Die Datenauswertung zu Zusammenhang der arteriellen Gefäßversorgung mit begleitender Bandstrukturen und der Perfusionsstörungerfolgte unter Ermittlung der Sensitivität, Spezifität und des Zusammenhangswertes Cramer V sowie der Signifikanz (exakten Tests nach Fisher).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Gesamtkollektiv fand sich am häufigsten die schwerste Form der Luxatio tali totalis (46,2%). Es zeigte sich kein Zusammenhang für die Ausbildung einer aTN bei dieser Verletzungsform(p>0,05). MR-morphologisch konnten 12 Patienten nachuntersucht werden, wobei sich eine aTN an einer beliebigen Topographie in 9/12 Fällen (75%) fand. Für die isolierte Untersuchung der Verletzung des Deltabandes mit konsekutiver Ausbildung einer aTN im entsprechenden Angiosom ergab sich ein signifikanter Zusammenhang (Sensitivität=1; Spezifität=0,8; Cramer V=0,837; p=0,01). Die Betrachtung der kombinierter Verletzung des Deltabandes und der ventralen Kapsel zeigte ebenso eine Signifikanz für die Ausbildung einer aTN (Sensitivität=0,875; Spezifität=1; Cramer V=0,837; p=0,01).

Hinsichtlich des funktionellen Outcomes ergab sich im mittelfristigen Intervall (FU 23 Monate) kein schlechteres Outcome bei Ausbildung einer aTN.

Es konnte bei einem für die Verletzung großem Kollektiv erstmalig MR-morphologisch der Bezug zwischen Bandverletzung und Ausbildung einer aTN nach talarer Luxation hergestellt werden. Die isolierte Verletzung des Deltabandes sowie die Kombination aus Verletzung des Deltabandes und der ventralen Kapsel scheint als Prädiktor für die Ausbildung einer aTN gelten zu können. Diese Arbeit kann als Anknüpfpunkt gelten für Untersuchungen zu einem stadienabhängigen Konzept zur Diagnostik (MR-Verlaufskontrollen) und Behandlung der aTN (Entlastung, Stoßwellentherapie, retrograde Anbohrung, Rekonstruktion mit vaskularisierten Knochenspan).

Abbildung 1 [Abb. 1]


Literatur

1.
Graef F, Rühling M, Niemann M, Stöckle U, Gehlen T, Tsitsilonis S. Retrospective analysis of treatment strategies and clinical outcome of isolated talar dislocations. J Clin Orthop Trauma. 2021 Oct 18;23:101648. DOI: 10.1016/j.jcot.2021.101648 Externer Link