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Präoperative digitale OP-Planung: Ist die Schaftkomponente bei Patienten mit Coxa valga et antetorta immer größer als geplant?
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Veröffentlicht: | 21. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Die Implantation der Hüfttotalendoprothese (HTEP) stellt den Goldstandard zur Therapie der endgradigen Coxarthrose bei gescheiterter konservativer Therapie dar. Die korrekte Positionierung der Implantate korreliert mit dem Outcome, der Langlebigkeit der Implantate und der Reduktion der Komplikationsrate. Die korrekte Positionierung kann durch die präoperative Planung simuliert werden, wobei die digitale Planung das Routineverfahren darstellt. Trotz Verwendung digitaler Planungsmethoden besteht eine gewisse Diskrepanz zwischen geplanter und implantierter Prothesengröße. Gründe für die Planungsungenauigkeit können Adipositas und Fehllage der Referenzkugel sein. Eine Entität mit vermehrter anatomischer Varianz und möglicherweise erhöhter Diskrepanz zwischen präoperativ geplanter und implantierter Prothesengröße stellt die Coxa valga et antetorta (CVA) dar.
Unsere Hypothese ist, dass die tatsächlich implantierte Größe der Schaftkomponente regelhaft größer als die digital geplante Größe ist.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie wurden präoperative Beckenübersichtsaufnahmen vor Implantation einer zementfreien HTEP in unserer Klinik ab Oktober 2022 bis Dezember 2023 analysiert. Das Kollektiv mit CVA wurde anhand der Breite des Trochanter minors (TM) ab 10 mm bei Männern und 8 mm bei Frauen sowie einem CCD-Winkel größer als 140° definiert. In einem weiteren Schritt wurde eine Kontrollgruppe erstellt, in welche alle PatientInnen mit einer Breite des TM zwischen 3–10 bei Männern und 3–8 mm bei Frauen sowie einem CCD-Winkel zwischen 125–135° eingeschlossen wurden. Alle Planungen wurden mit der Software mediCAD® (Hectec GmbH, Altdorf/Landshut, Deutschland) durchgeführt. Demographische Daten, CCD Winkel, Breite des TM sowie digital geplante als auch implantierte Schaftgrößen wurden notiert. Die Patienten wurden als Fall-Kontroll Studie im Hinblick auf BMI und Körpergröße zugeordnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 38 PatientInnen mit einer CVA sowie 60 Kontrollen ausgewählt. Nach Anwendung der Matching-Kriterien konnten insgesamt 31 Paare identifiziert werden. Die CVA-Gruppe wies ein signifikant niedrigeres Alter im Vergleich zur Kontrollgruppe auf (p=0,041). Die Schaftgröße wurde in der CVA-Gruppe signifikant unterschätzt (74% vs. 13%, p<0,001). Bei genauerer Analyse zeigte die CVA-Gruppe in der präoperativen Planung eine signifikante Unterschätzung der Schaftkomponente um 2 Größen im Vergleich zu der Kontrollgruppe (p=0,004).
PatientInnen mit einer CVA-Fehlstellung stellen in der Hüftendoprothetik eine besondere Gruppe dar. Die richtige Einschätzung der Schaftgröße ist nicht nur für den Operateur von großer Bedeutung, sondern kann auch das klinische Outcome beeinflussen. Darüber hinaus werfen die Ergebnisse dieser Arbeit die Frage auf, ob PatientInnen mit einer CVA-Fehlstellung von einer dreidimensionalen Prothesenplanung profitieren könnten.