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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Schwere abdominelle Verletzungen und deren Begleitverletzungsmuster bei kindlichen PKW-Insassen sind selten, aber lebensbedrohlich

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christopher Spering - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Rolf Lefering - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Hauke Rüther - Universitätsmedizin Göttingen, Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocBS37-2922

doi: 10.3205/23dkou664, urn:nbn:de:0183-23dkou6644

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Spering et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ziel der Studie war es, schwere abdominelle Verletzungen bei kindlichen PKW-Insassen unterschiedlichen Alters zu evaluieren und deren Begleitverletzungsmuster zu analysieren.

Methodik: Datenerhebung erfolgte anhand des TraumaRegisters DGU® (TR-DGU) im 10-Jahres-Zeitraum (2010–2020) (N=390.258) aller schwerverletzten (AIS>/=2) Kinder (Alter 0–15 Jahre) mit Unfallhergang PKW-Insasse (MVP, N=1.035). Primär Versorgte und Zuverlegte innerhalb deutschlands TraumaZentren (TZ) wurden eingeschlossen. Im Rahmen einer matched-pairs-Analyse wurden die Kinder mit Erwachsenen (Alter 20–50 Jahre, N=26.676) hinsichtlich unterschiedlicher Gründe für Letalität verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Studienkohorte (MVP) umfasste 1.035 (10,6%) von 9.751 Kindern, die im Rahmen Verkehrsunfälle schwer verletzt (AIS>/=2) wurden. Das mittlere Alter betrug 9,5 Jahre, 50,5% waren männlich under mittlere Injury Severity Score (ISS) wies 18,7 Punkte auf. Die meisten Kinder (93,0%) wurden direkt in die ausbehandelnde Zielklinik transportiert, 7,0% wurden in ein TZ eines höheren Trauma Level verlegt (Level 1 behandelten 71,0%, Level 2 23,4%, Level 3 5,6%). Die Krankenhausletalität betrug 7,0%. Etwa ein Drittel (29,3%, N=303) der Kinder wiesen schwere abdominelle Verletzungen (AIS>/=2) auf. 58% von ihnen wiesen Leberkontusionen mit Hämatom, 36% minor und 34% major Lazerationen der Milz auf. Dünndarmkontusionen mit Perforation wurden in 29% der 303 Kinder beobachtet. Die meisten schweren abdominellen Verletzungen traten bei Kindern nach dem 3. Lebensjahr auf mit einem Altersgipfel zwischen 8 und 9 sowie 14 und 15 Jahren. Schwere Beckenverletzung (AIS>/=2) weisen ein ähnliches aber insgesamt selteneres Verteilungsmuster auf. Dies gilt auch für Thoraxverletzungen, jedoch insgesamt deutlich häufiger. Schwere Schädelhirntraumata (SHT) weisen eine antiproportionalen Verteilung in den Altergruppen auf mit der höchsten Rate im Alter von 0–1 Jahren (78%) und der niedrigsten Inzidenz im Alter von 14–15 Jahren (40%). Die höchste Letalitätsrate zeigte sich in der jüngsten Kohorte unter den Kindern, am ehesten in Relation zu schweren SHTs (AIS>/=3) 62% in 0–1 Jährigen MVP. Die sekundärverlegten Kinder (7%, N=72) wiesen einen höheren ISS (26vs.18pkt.), einen höheren Anteil an SHT (AISTBI>/=3) (49% vs. 33%), eine höhere Letalität (12,5% vs. 7,4%) und häufiger schwere abdominelle Verletzungen (AIS>/=3) auf. Die Dauer von Unfall bis Aufnahme zum ausbehandelnden TZ zeigte bei den Verlegten 221 min. vs. 68 min. bei den primär zugewiesenen Kindern auf.

Kindliche PKW-Insassen benötigen altersspezifischere Aufmerksamkeit bzgl. geeigneter Sicherheitssysteme in PKW sowie der initialen Zuweisung in ein ÜTZ. Zwar ist die Inzidenz kindlicher Schwerverletzungen relativ selten, dennoch besteht eine erhöhte Letalität, insbes. bei den Jüngsten. Gleichzeitig weisen schwere abdominelle Verletzungen und deren Begleitverletzungen auf die sich beim älter werdenden Kind geänderte Sitzposition in PKW hin und benötigen spezielle präventive Maßnahmen.