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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Isoliertes Training der Lumbalextensoren bei spezifischen, chronischen Rückenpatienten – Untersuchung zu morphologischen Anpassungen des M. multifidus mittels Ultraschall

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Bruno Domokos - Institut für Sportwissenschaft, Universität Würzburg, Praxis Dr. Alfen, Würzburg, Germany
  • Julia Ettinger - Institut für Sportwissenschaft, Universität Würzburg, Praxis Dr. Alfen, Würzburg, Germany
  • Christoph Raschka - Institut für Sportwissenschaft, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • Christoph Spang - Institut für Sportwissenschaft, Universität Würzburg, Praxis Dr. Alfen, Würzburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocBS26-2890

doi: 10.3205/23dkou661, urn:nbn:de:0183-23dkou6610

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Domokos et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die morphologische Konstitution des M. multifidus wurde im Zusammenhang mit Rückenschmerzen bereits intensiv untersucht. Insbesondere bei chronischen Rückenschmerzpatienten zeigten sich dabei deutliche muskuläre Veränderungen in Form von Atrophien und Muskelfettinfiltrationen (Hodges & Danneels, 2019). Konservative Therapiemethoden, wie das isolierte Kräftigungstraining der Lumbalextensoren (ILEX), zielen auf den Wiederaufbau dekonditionierter Muskulatur ab und konnten vielversprechende klinische Ergebnisse auch bei spezifischen Wirbelsäulenerkrankungen (z.B. Radikulopathien, Prolapse) erzielen (Steele et al., 2015; Golonka et al., 2021). Morphologische Anpassungen insbesondere im zeitlichen Verlauf solcher spezifischer Trainingsinterventionen wurden dagegen bislang nur unzureichend analysiert.

Methodik: Mithilfe eines hochstandardisierten Verfahrens wurden in einer prospektiven Interventionsstudie bei 25 chronischen Rückenpatienten (13 m, 12 w; Durchschnittsalter 40 Jahre; Beschwerdedauer > 3 Monate) Ultraschalluntersuchungen am M. multifidus durchgeführt. Dabei wurden Daten zur Querschnittsfläche (CSA), Muskeldicke (MT) und Echogenität mit einem Logiq S7 Expert (GE Healthcare, München) erhoben. Alle Individuen des Probandenkollektivs wiesen spezifische Pathologien auf wie z.B. Spondylolisthesen, Sponylarthrosen und Prolapse. Nach der Eingangsdiagnostik wurde ein 9-wöchiges Interventionsprotokoll mit je zwei Trainingseinheiten pro Woche durchlaufen. Die Probanden trainierten dabei in einem individuell auf das Beschwerdeempfinden und Diagnosebild angepassten Bewegungsausmaß. Die Datenerhebung fand zu vier Zeitpunkten statt (t1 = präinterventionell; t2 = 3 Wochen; t3 = 6 Wochen; t4 = 9 Wochen). Gleichzeitig wurden funktionelle Einschränkungen (ODI) und das aktuelle Schmerzniveau (VAS) dokumentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Zeitraum zwischen der Eingangsdiagnostik (t1) und der Diagnostik nach 9 Wochen (t4 ) stieg die CSA linear an (7,377 cm2 ±1,50 (t1) vs. 8,187 cm2 ±1,56 (t4); p<0,001). Gleichzeitig gab es einen deutlichen Trend zur Ausgleichung der Seitendifferenzen der CSA (1,271 cm2 ±0,685 (T1) vs. 0,852 cm2 ± 0,475, (T4), p=0,058. Die MT stieg ebenfalls signifikant in nicht linearer Form an (2,995 cm ±0,45 (t1) vs. 3,09 cm ±0,45 (t4); p < 0,001). Die Echogenität blieb unverändert. Sowohl das Schmerzempfinden als auch die funktionellen Einschränkungen nahmen im Verlauf der Therapie durchschnittlich linear ab. Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede insbesondere zwischen t1 (VAS: 40,2 (Mittelwert) ±25,2 (Standardabweichung, SD); ODI: 17,52% ±11,12) und t4 (VAS: 20,16 ±19,138, p <0,001; ODI: 8,34% ±7,77, p<0,001). Eine Verbesserung wurde von 22 Patienten (88%) angegeben. Dies ist einer der ersten Untersuchungen, die mittels Ultraschall zeigen konnte, dass durch eine ILEX basierte Trainingstherapie nachhaltige morphologische Adaptionen im M. multifidus auftreten. ILEX eignet sich damit auch als postoperative Methode zur Rekonditionierung der Lendenwirbelsäulenmuskulatur.