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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Versorgungszeitpunkt für Beckenfrakturen bei Polytaumatisierten und Mehrfachverletzten – „Rescue Screw“ als Option für Early appropriate Care

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Friederike Klauke - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale, Germany
  • Philipp Schenk - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale, Germany
  • Christoph Muhl - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale, Germany
  • Gunther O. Hofmann - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Halle/Saale, Jena, Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocBS19-2246

doi: 10.3205/23dkou656, urn:nbn:de:0183-23dkou6560

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Klauke et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Konzept des „Total early Care“ wurde Ende der 90er Jahre durch das „Damage Control“ weitgehend abgelöst. Mit der Standardisierung moderner OP-Techniken etabliert sich seit der letzten Dekade zunehmend der Zwischenweg einer „angemessenen Frühversorgung“, wobei einzelne Verletzungsentitäten bereits im Rahmen der Primärversorgung mittels minimalivasiver Stabilisierungsverfahren adressiert werden. Hierbei rückt für Beckenfrakturen die Versorgung am Unfalltag mittels sakroiliakaler Verschraubung (sog. Rescue Screw) in den Fokus.

Methodik: Retrospektiv wurden von 2018 bis 2020 alle Schockraumpatienten mit einem ISS >16 und nicht oder gering dislozierter, mono- oder bilateraler instabiler Beckenringverletzung analysiert. Eingeschlossen wurden lediglich hämodynamische (transient) Responder. Gruppe 1 wurde≤ 48h mit einer ilio- oder trans-sakralen Schraube versorgt (Rescue Screw - RS), Gruppe 2 nach > 48h (SI). Erfasst wurden neben der Epidemiologie, ISS, Schockindex, Transfusionsbedarf (TB), Durchleuchtungszeit, Schnitt-Naht-Zeit, Intensiv- (ITS), Gesamtaufenthalt sowie Schraubenfehllagen. Normalverteilte Daten werden mit Mittelwert und Standardabweichung, nicht normalverteilte mit Median und 1. bis 3. Quartil angegeben. Letzteres wird mit * gekennzeichnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 32 Patienten konnten eingeschlossen werden (m: 28, w: 4). 16 Patienten wurden mit RS versorgt (51±21 Jahre, BMI 26±5, ASA 2±1, ISS* 31 [24–40]) und 16 mit SI (59±18 Jahre, BMI 26±5, ASA 2±1, ISS* 28 [21–34]). Die Gruppen sind vergleichbar. Initialer Schockindex 0,75±0,28 für RS und 0,89±0,37 für SI. TB binnen 48 h in beiden Gruppen 2 Erythrozytenkonzentrate. Schnitt-Nahtzeit für RS 40±14 vs. SI 35±13 min bei Durchleuchtungszeit* 49 [26–61] vs. 45 [25–57] sec für jeweils 1 Schraube transsakral. ITS Aufenthalt RS 11±10 vs. SI 9±8 Tage. Gesamtaufenthalt* RS 22 [14–28] vs. SI 25 [12–27] Tage. Keine Fehllagen. Keine signifikanten Unterschiede.

Die Primärversorgung mittels RS zeigt gegenüber der SI >48 h hinsichtlich der untersuchten Parameter keinerlei Nachteile. Vorteile bestehen in einer suffizienten primären Stabilisierung des hinteren Beckenringes, wobei die geschlossene Reposition zeitnah nach Trauma i.d.R. leichter ist. Die Anwendung der Beckenzwinge kann vermieden werden. Die RS ist in erfahrener Hand im Rahmen der Primärversorgung unter folgenden Voraussetzungen sicher und schnell anwendbar: (transient) Responder, nicht dislozierte oder geschlossen reponible, mono- oder bilaterale Verletzung des hinteren Beckenringes.