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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Beurteilung der optimalen Knochenauflage in Korrelation von Röntgen und CT bei einem neuen titanbeschichteten PE Glenoid im humanen Präparat: Was bedeuten Doppellinien und röntgenhelle Linie? Handelt es sich um Lücken?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Nikolai Sonntag - Medizinische Fakultät Heidelberg, Mannheim, Germany
  • Matthias Bülhoff - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Sebastian Jäger - Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Philip Kasten - Orthopädisch Chirurgisches Centrum, Schulter- und Ellenbogenchirurgie, Tübingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB97-2502

doi: 10.3205/23dkou605, urn:nbn:de:0183-23dkou6050

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Sonntag et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Es gibt ein neues zementfreies PE Glenoid mit einem ähnlichen Elastizitätsmodulus wie Knochen, das Titanpartikel auf der Rückseite eingepresst hat. Zur Beurteilung des idealen PE-Sitzes auf dem Knochen im Röntgen gibt es noch keine Daten: Die dünne röntgendichte Titanschicht auf dem konvexen PE könnte in Kombination mit dem sklerotischen konvex gefrästen Knochen röntgenhelle Linien (RLL) simulieren. Dieses Phänomen ist bisher nicht bekannt.

Diese Studie untersucht, inwiefern die Beurteilung der Auflage des Titan beschichteten PE Glenoids im CT mit dem Vorhandensein von RLL oder Doppellinien (DL) im Röntgen in verschiedenen Verkippungen übereinstimmt.

Methodik: 8 RM Pressfit vitamys Glenoide (Mathys®) wurden in Leichen-Scapulae implantiert. Im CT wurde das Glenoid in coronarer Schnittebene von zwei Beobachtern im Abstand von 4–6 Wochen hinsichtlich idealer kompletter Auflage (NO GAP) und Lücke zwischen Knochen und Titanbeschichtung (GAP) quantifiziert. Im Röntgen wurde das Glenoid neben der 0 Grad Projektion als Ausgangspunkt in ±10° und ±20° medio-laterale (ml) sowie cranio-caudale (cc) Richtung verkippt (insg. 72 Röntgenbilder). Die Röntgenbilder wurden mit dem Programm Miele-LXIV von zwei Beobachtern im Abstand von 4–6 Wochen zweifach ausgewertet und mit NO RLL, RLL (Lücke > 1mm) oder DL (Doppellinie, Lücke < 1mm) bewertet.Schließlich wurde der CT- mit dem Röntgenbefund verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Inter-Rater (Cohen’s = 0,643) und Intra-Rater-Reliability (Cohen’s = 0,714) waren gut.

In der Gesamtauswertung zeigte sich eine signifikante Übereinstimmung von (NO) RLL im Röntgen und (NO) GAP im CT (p < 0,001).

Die Projektion -10 Grad ml zeigte (Cohen’s = 0,628, p < 0,001) eine gute Übereinstimmung zwischen CT und Röntgen. Eine moderate Übereinstimmung lieferten die Projektionen -10 Grad cc (Cohen’s = 0,548, p < 0,001), -20 Grad cc (Cohen’s = 0,500, p < 0,001), +20 Grad ml (Cohen’s = 0,440, p < 0,001) und +10 Grad cc (Cohen’s = 0,410, p < 0,001). Eine hinreichende Übereinstimmung zeigten 0 Grad (Cohen’s = 0,386, p < 0,001), +10 Grad ml (Cohen’s = 0,338, p < 0,001) und +20 Grad cc (Cohen’s = 0,327, p < 0,001).

Falls im Röntgen keine RLL oder DL sichtbar ist, ist von einer unmittelbaren Knochenauflage des PEs auszugehen. Auch wiesen der Nachweis einer RLL oder DL eine hohe Übereinstimmung zwischen Röntgen und CT auf. Die 0 Grad Projektion zeigt als vermeintlicher Goldstandard jedoch nicht die höchste Übereinstimmung zwischen Röntgen- und CT-Beurteilung. Diese war in den Projektionen -10 Grad cc und -20 Grad cc etwas besser. Klinisch lässt sich die Projektion in der Röntgenkontrolle kaum mit einer Genauigkeit von 10° Kippung einstellen, sodass wahrscheinlich die meisten untersuchten Projektionen immer wieder beurteilt werden. Über alle Projektionen hinweg sollten DL, d.h. RLL < 1mm als RLL definiert werden, um Lücken zwischen Implantat und Knochen nicht zu unterschätzen. Gleichwohl kann für eine wissenschaftlich zuverlässige Lagebeurteilung nicht auf das CT verzichtet werden.