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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Isolierte ossäre Tuberkulose

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hendrik Schöllmann - BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Germany
  • Martin Glombitza - BG Klinikum Duisburg, Septische und Rekonstruktive Chirurgie, Duisburg, Germany
  • Marcel Dudda - BG Klinikum Duisburg, Universitätsklinikum Essen, Duisburg, Germany
  • Eva Simone Steinhausen - BG Klinikum Duisburg, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB90-2788

doi: 10.3205/23dkou534, urn:nbn:de:0183-23dkou5342

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Schöllmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Tuberkulose ist in isolierter ossärer Form sehr selten. Unspezifische Symptome wie Wundheilungsstörungen sind in der septischen Chirurgie ein häufiges Symptom und allein nicht wegweisend. Im Rahmen der üblichen mikrobiologischen Diagnostik ist ein Nachweis von Mykobakterien nicht möglich, sodass erst bei Verdacht eine gezielte Diagnostik und damit Therapie der Mykobakterien durchführbar ist.

Das folgende Fallbeispiel verdeutlicht, wann auch an eine ossäre Tuberkulose als Differenzialdiagnose gedacht werden sollte.

Methodik: Nachfolgend berichten wir über eine 66-jährige Patientin, die zuvor seit vier Monaten in auswärtigen Kliniken bei Wundheilungsstörung und V.a. einen Kniegelenksinfekt behandelt wurde. Es wurden hierbei drei Wunddebridements mit Vakuum-Therapie und sekundären Wundnähten durchgeführt. Dennoch konnte kein dauerhafter Wundverschluss erzielt werden.

Bei Aufnahme zeigte sich im Bereich des rechten Kniegelenkes lateral als auch medial ein geröteter Hautdefekt mit Fistelgang. Laborparametrisch waren die Leukozyten und das CRP normwertig. Das CT zeigte einen deutlichen Knochendefekt der lateralen Femurkondyle.

Hinsichtlich der Anamnese der Patientin war einzig eine im Jahre 2017 diagnostizierte Sarkoidose auffällig, welche mittels dreimonatiger Cortisontherapie behandelt wurde.

Im Rahmen eines ersten operativen Debridements mit Sequestrektomie, medialer Arthrotomie und totaler offener Synovektomie zeigte sich eingeschmolzenes Gewebe im Bereich des distalen Femurs und des Fistelgangs. Auf Grund des klinischen Befundes und der therapierefraktären Wundheilungsstörung wurden die gewonnenen Proben mikrobiologisch und histopathologisch gezielt auf Mykobakterien untersucht.

Am 30.12.2021 konnte in den mikrobiologischen Proben der Nachweis von säurefesten Stäbchen gestellt werden. Anschließend gelang außerdem mittels PCR der Nachweis des Mykobacterium tuberkulosis, sodass die Diagnose gesichert war.

Trotz nachfolgender ausführlicher Diagnostik (CT, Quantiferon-Tests) konnte kein weiterer Tuberkuloseherd gefunden werden. Auch nach weiterer Anamnese bleibt die Ätiologie unklar.

Wenige Tage nach Einleitung der antibiotischen vierfach-Therapie zeigte sich klinisch eine beginnende Infektberuhigung.

In den ambulanten Nachsorgen zeigte sich im April 2022 der Weichteildefekt erstmals vollständig geschlossen und klinisch Infektfrei.

Nach zeitgerechter Beendigung der antibiotischen Therapie am 01.10.2022 war der Hautweichteilmantel weiter reizfrei und geschlossen. Die Patientin war beschwerdefrei unter Vollbelastung mobil.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Inzidenz der Tuberkulose nimmt weltweit und auch in Europa zu. In orthopädisch/unfallchirurgischen Abteilungen ist eine ossäre Tuberkulose-Infektion mit Osteomyelitis und Wunddefekt eine sehr seltene Erkrankung.

Bei therapieresistenten Osteomyelitiden ohne passenden Keimnachweis und insbesondere bei verkäsendem Gewebe sollte die Differenzialdiagnose der Tuberkulose berücksichtigt und eine entsprechende Labordiagnostik angefordert werden.