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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Pedelecs – eine unterschätzte Gefahr für die Golden Ager Generation?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Frederik Hartz - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Philipp Zehnder - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Tobias Resch - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Victoria Hartmann - Klinikum rechts der Isar, TU München, München, Germany
  • Markus Wurm - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Chlodwig Kirchhoff - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Peter Biberthaler - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany
  • Michael Zyskowski - Unfallchirurgie Klinikum rechts der Isar, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB90-3330

doi: 10.3205/23dkou526, urn:nbn:de:0183-23dkou5268

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Hartz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Vor allem in den älteren Bevölkerungsgruppen erfreuen sich Pedelecs einer zunehmenden Popularität. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, detaillierte Informationen über Unfallmechanismen und Verletzungsmuster, die in direktem Zusammenhang mit Pedelec-Fahrten in einer deutschen Millionenstadt stehen, zu gewinnen.

Methodik: Alle Patienten, die sich aufgrund eines Unfalls mit einem Pedelec in der zentralen Notaufnahme des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München im Zeitraum von Juli 2017 und August 2022 vorstellten, wurden erfasst. Es wurden sowohl demografische Daten als auch Informationen zum Traumamechanismus, den entstandenen Verletzungen, Versorgungsaufwand und zur Helmnutzung untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im oben genannten Zeitraum konnten insgesamt 58 Unfälle mit Pedelecs registriert werden, wobei sich eine stetig zunehmende Jahresfallzahl (3–17 Unfälle/Jahr) zeigte. Das Alter der Patienten lag im Mittel bei 57,6 (25–89) Jahren. Davon waren 58,6% (n=34) männlich und 41,4% (n=24) weiblich.Etwa ein Drittel (33,9%, n=20) der Unfälle ereignete sich am Wochenende und etwa jeder dritte Patient (31,0%, n=18) wurde über den Schockraum eingeliefert. Dabei trugen nur 25,8% (n=15) der Verunfallten einen Helm. Die Hälfte (50%, n=29) der Unfälle resultierte aus Eigenverschulden ohne Fremdeinwirkung, zweithäufigste Unfallursache war die Kollision mit einem PKW (17,2%, n=10).

Eine Kopfverletzung wiesen 27 (46,6%) Patienten auf, wobei 18 (31%) ein Schädelhirntrauma erlitten und bei 9 (15,5%) Patienten sogar eine intrakranielle Blutung diagnostiziert wurde. Weitere häufige Verletzungen waren Frakturen des Körperstammes (Rippenserien, Becken, Sternum, Wirbelsäule) mit 11 (18,9%) sowie Frakturen der oberen Extremität mit 10 (17,2%) Patienten.

Ein operativer Eingriff war bei knapp 40% (n=23) der Patienten nötig. Von den 58 untersuchten Patienten benötigten zudem 8 (13,8%) eine intensivmedizinische Behandlung die durchschnittlich 14 (2–69) Tage dauerte. Das Durchschnittsalter dieser ausschließlich männlichen Patienten betrug dabei 73,4 Jahre und keiner trug einen Helm. Das führende Verletzungsmuster für die intensivmedizinische Therapie war bei allen Patienten ein Trauma gegen Kopf und/oder Wirbelsäule.

Die Altersverteilung dieser Studie bestätigt die große Beliebtheit von Pedelecs bei der älteren Generation. Dabei verzichtete der Großteil der Verunfallten auf das Tragen eines Helmes. Dies ist besonders vor dem Hintergrund der durchwegs schweren Verletzungen mit teilweise dramatischen Kopfverletzungen und langen intensivmedizinischer Therapie zu sehen, wobei davon vor allem ältere (>70 Jahre) Männer betroffen waren. Das Tragen eines Helmes stellt nach wie vor eine einfache Maßnahme zur Risikoreduktion für schwere Kopfverletzungen da. Eine breitere Informationskampagne zur Helmnutzung mit einem Hauptaugenmerk auf die Generation 60+ der Pedelec-Fahrenden könnte hier einen Betrag zur Unfallprävention leisten.