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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023)

24. - 27.10.2023, Berlin

Behandlungsstrategie offener Frakturen der Hand

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Vergote - Unfall- und Handchirurgie Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Martin Mentzel - Unfall- und Handchirurgie Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Oskar Jörgens - Unfall- und Handchirurgie Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Tobias Moeller - Unfall- und Handchirurgie Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • Simon Bauknecht - Unfall- und Handchirurgie Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2023). Berlin, 24.-27.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocAB88-2211

doi: 10.3205/23dkou509, urn:nbn:de:0183-23dkou5095

Veröffentlicht: 23. Oktober 2023

© 2023 Vergote et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Für die Behandlung offener Frakturen besteht eine Notfallindikation. Frakturstabilisierung und Versorgung des Weichgewebes bilden gleichermaßen die Voraussetzung für einen komplikationslosen Behandlungsverlauf und ein gutes funktionelles Ergebnis. In der Regel erfolgt die operative Versorgung innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Trauma. Eine starke Verschmutzung der Wunde und eine kritische Perfusion limitieren die Möglichkeiten übungsstabiler Osteosynthesen in der Notfallsituation. Darüber hinaus kann unter begrenzten Ressourcen auch das Zeitfenster von sechs Stunden zur Herausforderung werden. Daher stellt sich die Frage, ob unter gewissen Kautelen vom klassischen Procedere dahingehend abgewichen werden kann, dass primär notfallmäßig nur eine chirurgische Wundversorgung vorgenommen wird und die definitive Frakturversorgung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Methodik: Zwischen 2019 und 2021 wurden 301 Patienten mit offenen Frakturen des Handskeletts behandelt (Altersmedian 44 Jahre, 85% männliche, 15% weiblich). Bei 215 Patienten erfolgte die definitive Versorgung notfallmäßig primär (Gruppe A), bei 86 Patienten im Intervall nach durchschnittlich 3 Tagen (Gruppe B), nachdem am Unfalltag eine chirurgische Wundversorgung, Schienenanlage und antibiotische Abdeckung vorgenommen worden war.

In einer retrospektiven Studie wurden folgende Kriterien analysiert:

Komorbiditäten, Verletzungsmuster, Lokalisation der Verletzung, Zeitpunkt der Versorgung, Anzahl der Folgeeingriffe, Infektionsrate, Dauer der stationären Behandlung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei sechs Patienten (1,9%) war der Verlauf durch eine Infektion verkompliziert. Fünf Patienten gehörten der Gruppe A an (Infekt Rate Gruppe A 2,3%) und nur ein Patient der Gruppe B (Infekt Rate Gruppe B 1,1%). Alle sechs Infektionen traten nach Quetschverletzungen auf, vier von sechs am Fingerendglied. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung des Weichgewebstraumas für die Prognose. Komorbiditäten waren hinsichtlich eines Infektgeschehens statistisch nicht von Bedeutung. Durchschnittlich waren 1,3 Eingriffe (Minimum 1, Maximum 7) zur Versorgung der Verletzung notwendig, bei Infekten 3 Eingriffe (Minimum 2, Maximum 5) bei durchschnittlich 11 Tagen stationärer Behandlung (Minimum 0, Maximum 22).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass unter Antibiotikaschutz die definitive Versorgung einer offenen Fraktur im Intervall möglich ist, wenn notfallmäßig primär eine chirurgische Wundversorgung mit nachfolgender Ruhigstellung erfolgt.